Schönborn (77) wurde 1998 zum Kardinal erhoben, Puljic (76) vier Jahre zuvor. Beide sind zudem, da sie das 80. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, weiterhin potenzielle Papstwähler.
Als Theologe, Ökumeniker und internationaler Vermittler gehört Schönborn zu den profiliertesten Vertretern der katholischen Weltkirche. Er leitet Österreichs Hauptstadterzbistum seit 1995; er übernahm es auf dem Höhepunkt eines Missbrauchsskandals um seinen Vorgänger Kardinal Hans Hermann Groer (1919-2003).
Von 1998 und bis 2020 war er zudem Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. Papst Franziskus hatte seine Amtszeit bei Erreichen des Pensionsalters von 75 Jahren "vorläufig und auf unbestimmte Zeit" verlängert.
Papstvertrauter und Kandidat
Im Vatikan gehört Schönborn zu den Vertrauten von Franziskus. Bei den Papstwahlen von 2005 und 2013 wurde er selbst als möglicher Kandidat genannt. Der am 22. Januar 1945, kurz vor Kriegsende, im böhmischen Skalka (Skalken bei Leitmeritz) geborene Adelsspross ist für seine Freundlichkeit, Eloquenz und Konzilianz bekannt. Diese wurde ihm von Kritikern mitunter auch als Schwäche ausgelegt.
Zu Schönborns Schwerpunkten zählt die moderne Großstadtseelsorge. Die Erosion der Katholikenzahl in Österreich konnte er verlangsamen. Die internationale Drehscheibe Wien nutzt der Dominikaner zu Kontakten mit den Ostkirchen.
Schönborn zählt zu den Mitarbeitern am Weltkatechismus und war Initiator des Jugendkatechismus "YouCat". Schönborn ist seit einiger Zeit gesundheitlich angeschlagen. Im Mai 2019 musste er sich einer Prostata-Operation unterziehen. Später erlitt er einen Lungeninfarkt als Folge einer Lungenembolie. Im vergangenen Jahr drang er erneut auf eine baldige Nachfolgeregelung für das Erzbistum Wien.