Laut einer am Dienstag in Kiew vorgestellten Studie des Meinungsforschungsinstituts Rasumkow-Zentrum vertrauen 63,5 Prozent der Erwachsenen "der Kirche". Nach Konfessionen wurde dabei nicht unterschieden. 26,3 Prozent misstrauen hingegen der Kirche.
60 Prozent bezeichnen sich als orthodox
2020 hatten den Angaben zufolge 60,1 der Kirche vertraut, 25,8 Prozent nicht. Für 47,9 Prozent ist die Kirche heute nach eigener Aussage eine moralische Autorität. Das ist der höchste Wert seit 2018. Als gläubig bezeichnen sich knapp 68 Prozent - wie bei der Umfrage 2020. 13 Prozent schwanken zwischen Glaube und Nicht-Glaube. 5,7 Prozent sind nicht gläubig und 3,4 Prozent bezeichnen sich als "überzeugte Atheisten".
Die Autoren der Studie halten das Ausbrechen religiöser Konflikte in der Ukraine für unwahrscheinlich. Lediglich drei Prozent der Befragten nehmen demnach aktuell Konflikte zwischen den Glaubensgemeinschaften wahr. Weitere fünf Prozent berichten von Spannungen zwischen den Gläubigen unterschiedlicher Kirchen und Religionen in ihrer Region. Spannungen gebe es vor allem zwischen der zum Moskauer Patriarchat gehörenden ukrainisch-orthodoxen Kirche und der 2018 gegründeten autokephalen (eigenständigen) orthodoxen Kirche der Ukraine.
60,0 Prozent der erwachsenen Ukrainer bezeichnen sich laut Umfrage als orthodox. Das ist der niedrigste seit 2000 erhobene Wert. 2013 waren es noch 70,3 Prozent. Eine Rekordzahl von 18,8 Prozent erklärte nun, keiner Religion anzugehören. 8,8 Prozent bekannten sich zur mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche, 0,8 Prozent zur römisch-katholischen. Als "einfach Christ" gaben sich 8,5 Prozent aus.
Starkes Vertrauen in Papst Franziskus
Zur neuen eigenständigen orthodoxen Kirche bekennen sich in der Ukraine laut Studie inzwischen etwa doppelt so viele Christen wie zur orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Das spiegelt sich auch im unterschiedlich hohen Ansehen der Kirchenoberhäupter in der Bevölkerung. Metropolit Epiphanius vertrauen die meisten, nämlich 49,7 Prozent der Menschen. Metropolit Onufri von der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats vertrauen hingegen 33,5 Prozent. Am schlechtesten schnitt hier laut Rasumkow-Zentrum der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. ab. Ihm misstrauen deutlich mehr Befragte als ihm vertrauen: 41,7 Prozent gegenüber 19,3 Prozent.
Die zweitbeste Bewertung nach Epiphanius bekam Papst Franziskus: 42,4 Prozent vertrauen ihm. Der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von Kiew kam auf 35,6 Prozent und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel auf 32,8 Prozent.
Das Rasumkow-Zentrum befragte Mitte November landesweit mehr als 2.000 erwachsene Ukrainer. Die Studie wurde von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert.