Wer einmal lügt, so weiß der Volksmund, dem glaubt man nicht. Selbst wenn der dann die Wahrheit spricht. Schmerzlich muss dieses gerade auch der einstige Papst Benedikt, Joseph Ratzinger erleben, der nach eigenen Angaben gar nicht gelogen hat. Es sei nur ein „bedauerlicher Fehler“ seiner beratenden Freunde gewesen. Ein „Versehen“, von dem Ratzinger hofft, dass es entschuldbar ist.
Völlig unabhängig davon, wie es wirklich wahr: Fest steht, es gibt eine tiefe Zerrissenheit: Hier die glühenden Benedikt-Verehrer, die einen Komplott wittern und sich bitter beklagen, dass man einem verdienten Kirchenmann an die weiße Weste geht. Dort die immer mehr enttäuschten Katholiken, die das Vertrauen in die Kirchenmänner an der Spitze zunehmend verlieren.
Glaube ist Herzenssache. Wenn man aber den eigenen Männern an der Kirchenspitze nicht mehr glaubt - zerreißt es einem das Herz. Vielleicht hilft es, wenn man in dieser Zerrissenheit daran erinnert, dass sich alle Nachfolger Petri immer auch in den Schuhen des Fischers Petrus bewegen. Der log schon zu Lebzeiten Jesu - sogar ziemlich dreist gleich dreimal hintereinander! Er sollte trotzdem der Fels werden, auf dem Jesus seine Kirche baute. Biblisch ist allerdings überliefert, dass Petrus keine weiße Weste für sich beanspruchte, sondern ob seiner Lügerei bitterlich weinte.
Ingo Brüggenjürgen,
Chefredakteur