Zum Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten am Samstag fordern Kirche, Menschenrechtler und Hilfsorganisationen einen Stopp des Kleinwaffenhandels und Konsequenzen für die Anwerber von Kindersoldaten.
Fehlende Transparenz bei Waffenexporten
Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick fordert stärkere Kontrollen bei Rüstungsexporten. Dies gelte besonders bei der Frage, ob mit den Waffen auch Kinder ausgestattet würden, sagte der Erzbischof am Freitag. Er kritisierte oft fehlende Transparenz bei den Genehmigungsverfahren von Waffenexporten. Für ehemalige Kindersoldaten brauche es zudem psychologische Betreuung, damit diese ihre traumatischen Erlebnisse verarbeiten könnten.
Zerstörung der jungen Menschen
Auch der Präsident des katholischen Hilfswerks missio Aachen, Dirk Bingener, schloss sich dieser Forderung an: "Diese Gewalt zerstört die jungen Menschen seelisch und körperlich. Kirchliche und zivilgesellschaftliche Einrichtungen bemühen sich, diese Traumata zu heilen", erklärte Bingener. Kinder und Jugendliche würden indoktriniert, manipuliert und zu bedingungslosem Gehorsam gezwungen.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) wies vor allem auf die Corona-bedingten Schulschließungen in Krisenländern als Problem hin. "Schulen sind für viele Kinder weltweit ein Schutzraum. Darum ist der Zugang zu Schulen so wichtig, damit Kinder erst gar nicht rekrutiert werden", so Schulze. Bei der Rückführung ehemaliger Kindersoldaten in ein normales Leben seien deswegen auch Bildungsangebote von zentraler Bedeutung.
Schutz vor Zwangsrekrutierung
Die Menschenrechtsorganisation terre des hommes Deutschland und das globale Netzwerk "Stop the arms trade" (GN-STAT) forderten von der Bundesregierung eine bessere Kontrolle und die Reduzierung von Rüstungsexporten. Caritas international mahnte, Kinder müssten besser vor Entführungen und Zwangsrekrutierungen geschützt werden.
Das Bündnis Kindersoldaten rief die Bundesregierung zudem auf, die Anwerber von Kindersoldaten zur Rechenschaft zu ziehen. "Wir brauchen eine wirksame und konsequente Strafverfolgung für alle, die Kinder als Soldaten rekrutieren", sagte der Sprecher des Bündnisses, Frank Mischo.
Internationaler Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten
Der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten wurde erstmals am 12. Februar 2002 in Genf begangen. Anlass war das Inkrafttreten des sogenannten Kindersoldaten-Zusatzprotokolls der UN-Kinderrechtskonvention.
Kinder- und Menschenrechtsorganisationen benutzten damals bei einer Aktion das Symbol einer roten Hand, um auf die Ausbeutung der Kinder aufmerksam zu machen. Sie bezeichnen den Aktionstag daher auch als "Red Hand Day".
Die genaue Zahl betroffener Kinder ist nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef schwer zu ermitteln, da die Rekrutierung oft in schwer zugänglichen Kriegsgebieten erfolge. Kinder würden nicht nur als Kämpfer, sondern auch für Hilfsarbeiten in Konflikten eingesetzt - und bisweilen als menschliche Schutzschilde missbraucht, wie es weiter hieß.
Minderjährige Rekruten in der Bundeswehr
Kritik wurde zuletzt auch daran laut, dass die Bundeswehr im vergangenen Jahr wieder mehr minderjährige Rekruten eingestellt habe. Insgesamt wurden nach einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" 1.239 Soldatinnen und Soldaten in die Truppe aufgenommen, die bei Dienstantritt noch keine 18 Jahre alt waren. Dies sei "sehr kritisch zu sehen", sagte die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD) - auch wenn dies nur mit Zustimmung der Eltern und unter strenger Dienstaufsicht geschehe.