DOMRADIO.DE: Mitarbeitende aus der Bistumsleitung und dem Domkapitel sitzen am Telefon. Könnte auch Bischof Franz Jung dran sein?
Domkapitular Albin Krämer (Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Bistum Würzburg): Bischof Franz Jung wird nicht dabei sein. Er hat ab und zu eine eigene Aktion mit dem "Heißen Draht zum Bischof". Aber Generalvikar, Weihbischof und die Hauptabteilungsleiterinnen und Hauptabteilungsleiter und Mitglieder des Domkapitels sind heute von 14 bis 20 Uhr bei dieser Aktion alle dabei.
DOMRADIO.DE: Richtet sich die Aktion an alle Menschen oder nur die im Bistum?
Krämer: Zunächst einmal richtet sich die Aktion schwerpunktmäßig an die Menschen bei uns hier im Bistum Würzburg. Wir hatten in der Sitzung des Allgemeinen Geistlichen Rates letzte Woche überlegt, wie wir mit der Situation umgehen können, dass die Kirche gerade im freien Fall ist, dass auch bei uns sehr viele Kirchenaustritte zu verzeichnen sind.
Wir wollen nicht nur, dass die Menschen nach dem Kirchenaustritt dann von der jeweiligen Gemeinde angesprochen werden, sondern dass wir auch unter der Aktion "Kirche in der Krise" als Bistumsleitung und Domkapitel da ein offenes Ohr haben und versuchen, Rede und Antwort zu stehen.
DOMRADIO.DE: Gut, dann rufe ich jetzt mal bei Ihnen an, Herr Domkapitular, und sage: Ich wünsche mir Frauen als Predigerin im Bistum und ich wünsche mir jetzt keine Antwort mit Allgemeinplätzen.
Krämer: Es gibt zumindest in vielen Gemeinden, wo das schon üblich ist - natürlich nicht nur in der Wortgottesdienstfeiern, sondern an den Sonntagen, wo es schon vorkommt, dass Pastoralreferentinnen und Gemeindereferentinnen bei uns auch den Predigtdienst übernehmen, genauso gut wie Pastoralreferentinnen und -referenten.
Es ist ja im Synodalen Weg auch schon bei der ersten Lesung beschlossen worden, dass dies eine Möglichkeit sein kann und sein wird.
DOMRADIO.DE: Zweiter Anruf: Ich habe Sorge um den Zusammenhalt der katholischen Kirche. Die aktuelle Lage deutet auf eine Abspaltung hin in konservativ auf der einen Seite, progressiv auf der anderen Seite. Wie es Ihre ehrliche Meinung dazu? Sehen Sie die Spaltung kommen?
Krämer: Die Sorge kann ich sehr verstehen. Ich hoffe nicht, dass wir zu einer Spaltung kommen. Aber wir müssen gucken, wie wir diese ganzen Spannbreiten, in denen wir uns befinden, zusammenhalten können. Ob das letztlich gelingt, das weiß ich nicht.
DOMRADIO.DE: Dritter Anruf: Sexueller Missbrauch und katholische Kirche sind eng miteinander verwoben. Mir ist es langsam peinlich, zur katholischen Kirche zu gehören, könnte ein Anrufer sagen. Wie werden Sie, werde ich dieses Image wieder los?
Krämer: Zunächst kann man diese Anrufe verstehen. Die haben wir ja auch schon zum Teil, dass Menschen sich hier bei uns melden und sagen: Was ist da eigentlich los? Ich kann nicht mehr dazu stehen, vor allem auch, wie ihr damit umgeht nach den Missbrauchsgutachten in München und Freising und auch wie Rom darauf reagiert hat.
Aber wir versuchen dann zunächst, das auch ernst zu nehmen, sodass wir die Menschen gut verstehen können. Aber bei näherem Nachfragen stellen wir dann auch fest, dass viele in ihren Gemeinden sehr positive Erfahrungen machen, dass also Kirche trotz allem noch mehr ist.
DOMRADIO.DE: So, jetzt sind nicht alle so vernünftig wie ich als Anrufer. Haben Sie Sorge, dass da auch Leute anrufen, die einfach nur beleidigend gegenüber Ihnen, gegenüber der Kirche sein wollen?
Krämer: Damit müssen wir rechnen.
DOMRADIO.DE: Und die werden nicht irgendwie vorsortiert, sondern die kommen direkt auch zu Ihnen ans Telefon?
Krämer: Es gibt eine einheitliche Nummer und von dieser Nummer werden sie dann auf die freien Leitungen weitergeleitet. Da ist also keiner, der da im Vorzimmer sitzt und das erst filtert. Das ist nicht der Fall.
Das Interview führte Tobias Fricke.