Mit einem eindringlichen Appell hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, ein Ende des Kriegs in der Ukraine gefordert. "Das Blut, das in der Ukraine vergossen wird, schreit zum Himmel", sagte sie am Sonntag bei einer zentralen Friedensdemonstration in Berlin. Die EKD hatte dazu gemeinsam mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen eingeladen.
"Was so lange undenkbar schien, ist wirklich geworden"
Kurschus sprach von einem "Verbrechen" der "verlogenen und machtgierigen" russischen Regierung. "Was so lange undenkbar schien, ist wirklich geworden", sagte sie.
Die EKD-Chefin rief zugleich dazu auf, nicht in eine "Spirale des Hasses" zu geraten: "Wir werden der kriegslüsternen Herrscherclique in Russland nicht das Geschenk machen, ihr Volk zu hassen. Wir werden das Spiel der Verfeindung nicht mitspielen", sagte sie. Es gelte vielmehr, Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und ihren Nachbarländern zu zeigen - und auch mit jenen Menschen in Russland, die sich gegen den Krieg stellten. Und weiter: "Es kommt auf uns an, den Menschen, die flüchten, zu helfen und ihnen Wege zu öffnen, damit sie ihr Leben retten können."
Vielerorts sind neben Demonstrationen auch Friedensgottesdienste und Gebete für die Ukraine geplant. Bundesweit laden am späten Nachmittag zahlreiche Kirchengemeinden mit Glockengeläut zu Andachten ein.
Friedensdemonstration in Berlin
Die Polizei sprach von einer "unteren sechsstelligen Zahl" an Teilnehmenden. Damit waren weit mehr Menschen zu der Kundgebung erschienen als erwartet. Angemeldet waren rund 20.000 Teilnehmer. Zur Demonstration aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus Friedens-, Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen.
In Redebeiträgen wurde an die russische Führung appelliert, sofort die Kämpfe einzustellen und die Truppen zurückzuziehen. In Richtung Bundesregierung wurde unter anderem gefordert, die Grenzen für Flüchtende aus der Ukraine offenzuhalten.
Der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Werneke, nannte die Demonstration ein starkes Signal der Solidarität mit dem ukrainischen Volk. Aufgabe Deutschlands sei es jetzt, die Friedensordnung in Europa wieder herzustellen, sagte er.