Der Vatikan fordert erneut und mit Nachdruck ein Ende der Kämpfe in der Ukraine und eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Der Heilige Stuhl sei bereit, Russland und die Ukraine bei diesem Dialog zu unterstützen, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview mit vier großen italienischen Tageszeitungen am Montag. "Wir müssen jede Eskalation vermeiden, den Krieg beenden und verhandeln", so die Nummer zwei des Vatikan. Er sei überzeugt, dass es immer noch und immer wieder Verhandlungsspielraum gebe.
Im Interview äußerte sich Parolin sehr besorgt über eine Ausweitung des Konflikts in Europa: "Das wäre eine Katastrophe gigantischen Ausmaßes, auch wenn sie leider nicht völlig ausgeschlossen werden kann." Er habe in den vergangenen Tagen Äußerungen gesehen, die an die Ereignisse erinnerten, die dem Zweiten Weltkrieg vorausgingen und ihn auslösten. Darum müsse der militärische Angriff, "dessen tragische Folgen wir alle miterleben, sofort gestoppt werden", forderte Parolin.
Parolin: Überlegungen "unter Beachtung des Völkerrechts"
Wenn man aufhöre, zu kommunizieren und dem anderen aufrichtig zuzuhören, betrachte man sich gegenseitig mit Misstrauen und tausche nur noch gegenseitige Vorwürfe aus, mahnte der Kardinalstaatssekretär. Die Entwicklungen der letzten Jahre und vor allem der letzten Monate hätten die gegenseitige Taubheit nur verstärkt und zu offenen Konflikten geführt.
"Die Bestrebungen der einzelnen Länder und ihre Legitimität müssen Gegenstand gemeinsamer Überlegungen sein, und zwar in einem breiteren Kontext und vor allem unter Berücksichtigung der Entscheidungen der Bürger selbst und unter Beachtung des Völkerrechts. Und die Geschichte ist voll von Beispielen, die bestätigen, dass dies möglich ist", so Parolin im Gespräch mit "La Stampa", "La Repubblica", "Il messaggero" und dem "Corriere della Sera".