Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist die größte katholische Ostkirche. Zu ihr bekennen sich nach Angaben des Vatikan weltweit rund 4,5 Millionen Christen. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch. Ihr Oberhaupt ist Großerzbischof von Kiew-Halytsch, Swjatoslaw Schewtschuk (51).
Mehr als die Hälfte der Bistümer der ukrainischen Kirche bestehen im Ausland, allein zwölf in Nord- und Südamerika. In der Ukraine zählt sie rund 3.400 Pfarreien sowie 2.700 Priester und 1.100 Ordensmänner und -frauen. Wesentlich kleiner ist mit rund einer Million Mitgliedern die römisch-katholische Kirche in der Ukraine unter der Leitung von Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki (56) von Lviv (Lemberg).
Hervorgegangen ist die griechisch-katholische Kirche aus der 1596 geschlossenen sogenannten Union von Brest - einer Stadt an der heutigen Westgrenze Weißrusslands. Damals unterstellten sich die orthodoxen Bischöfe des polnisch-litauischen Staates, unter ihnen auch die Kiewer Metropolie, dem Papst. Ein Großteil der dortigen Kirchenhierarchie und der Gläubigen beharrte aber auf der Zugehörigkeit zum Patriarchat von Konstantinopel. So kam es 1620 zur Wiedererrichtung einer orthodoxen Metropolie.
Den Namen der Kirche führte 1774 die österreichische Kaiserin Maria Theresia ein, zu deren Reich die Westukraine gehörte. Die Kirche ist mit Rom uniert, untersteht also dem Papst. Die Gottesdienste zelebrieren die ukrainischen Unierten im sogenannten byzantinischen, also ostkirchlichen Ritus. Wie die orthodoxen Kirchen feiern sie Weihnachten und Ostern nach dem Julianischen Kalender. Ebenso weiht die griechisch-katholische Kirche auch verheiratete Männer zum Priester, nicht jedoch zum Bischof.
Die kommunistische sowjetische Führung verbot die griechisch-katholische Kirche 1946 und ordnete ihre Zwangsvereinigung mit der russissch-orthodoxen Kirche an. Zahlreiche Bischöfe und Geistliche wurden verhaftet und starben in sibirischen Gulags. Erst 1989 kam die Kirche wieder aus dem Untergrund.
Unter ihrem Oberhaupt Kardinal Lubomyr Husar (2001-2011) verlegte die Kirche 2005 den Hauptsitz von ihrer westukrainischen Hochburg Lviv (Lemberg) in die Hauptstadt Kiew - den Ausgangsort der Christianisierung der heutigen Länder Russland, Ukraine und Belarus. Zudem errichtete sie Exarchate (Bistümer) in der Ostukraine. Das führte zu schweren Spannungen mit der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.
(KNA/28.02.2022)