Das sagte der Leiter der Bochumer Telefonseelsorge, Ludger Storch, am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Dieser Anstieg ist demnach vor allem seit dem Beginn der russischen Invasion am 24. Februar zu verzeichnen, allerdings habe es auch schon in den Wochen zuvor Gespräche gegeben, in denen die Krise in der Ukraine Thema gewesen sei. Die Gesamtzahl der Anfragen an die Telefonseelsorge habe seitdem jedoch nicht signifikant zugenommen. Telefonisch meldeten sich überwiegend Menschen der mittleren und älteren Generation, bei Chat und Mail seien eher Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren vertreten, hieß es.
Unterschiedliche Anliegen: Eigene Kriegserfahrungen und Ängste
Inhaltlich gebe es sehr unterschiedliche Anliegen, so Storch weiter: Während ältere Menschen auf Grund der eigenen Kriegserfahrungen teilweise in Panik verfielen, fürchteten andere sich nur aufgrund der medialen Berichterstattung und wüssten nicht, wie sie sich bei einer Ausweitung des Krieges auf Deutschland schützen sollen. Wieder andere berichteten von ihren Hilfsversuchen. "Es schwingt sehr viel Mitleid und Sorge mit und der Wunsch, sich für den Frieden und die Freiheit der Menschen in der Ukraine zu engagieren, sowie Anerkennung für jene, die in Friedensdemos auf die Straßen gehen", sagte Storch. "Auch melden sich Menschen, die mit russisch-stämmigen Menschen in Kontakt sind, deren Weltsicht sie nicht verstehen."
Für die Mitarbeiter der Telefonseelsorge gebe es verschiedene Möglichkeiten, mit den Ängsten der Gesprächspartner umzugehen: Zum einen könnten sie über ihr persönliches Befinden sprechen. Zum anderen könnten sie insbesondere den Menschen, die sonst wenig Kontakte zum Austausch haben klar machen, dass es "normal" ist, Ängste und Nöte zu haben und man diese in der gegenwärtigen Situation mit vielen Menschen teile. Auch für viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge sei die aktuelle Situation besorgniserregend, erklärte Storch. "Daher erleben wir, ähnlich wie in der ersten Phase der Corona-Pandemie, dass wir auf beiden Seiten des Telefons die Sorgen und Nöte gut nachvollziehen können."
Hilfreich könne es zudem in manchen Fällen sein, eben nicht vom Ukrainekrieg zu sprechen, sondern das Gespräch bewusst auf ein anderes Thema zu lenken.