Aktion "Blühendes Ahrtal" bringt Frühling in Flutregion

Blüten und Farbe gegen die Grautöne

Spuren des Hochwassers sind im Ahrtal noch überall sichtbar. Neben der Infrastruktur ist die Natur massiv verletzt. Helfer wollen nun mit dem Frühling etwas Leben, Schönheit und ein Gefühl von Zuhause ins Tal bringen.

Autor/in:
Anna Fries
 © Harald Oppitz (KNA)
© Harald Oppitz ( KNA )

Sonnenstrahlen verdrängen zunehmend die grau-düstere Atmosphäre der vergangenen Monate, bringen Licht und Wärme mit. Wie ein Scheinwerfer leuchtet sie im Ahrtal trostlose Ecken aus, an die in den vergangenen Wochen niemand so recht blicken wollte: dorthin, wo Wasser, Schlamm und Schutt brache Flächen hinterließen, Vorgärten in Lehmwüsten verwandelten, aus denen zwischen Steinen und Schmutz einzelne Grashalme hervorlugen. Liebevoll gehegte Gärten und Beete hat die Flut weggespült. Vielerorts prägt Baustellencharme das Tal, das Funktionale hat Vorrang vor wohnlicher Atmosphäre.

Daran soll sich nun etwas ändern. Unter dem Motto "Wir machens schön, wir machens grün, wir machens bunt" organisieren Freiwillige zum Frühjahr eine Begrünungsaktion für das Tal. Das Helfer-Shuttle, das seit den ersten Tagen nach der Flut Menschen zum Helfen an die Ahr bringt, organisiert die Logistik. Das Ziel: Das Ahrtal soll wieder grün, schön und bunt aussehen. In den Worten von Marc Ulrich, einem der Initiatoren des Helfer-Shuttles, geht es darum, rauszukommen aus der "dreckigen, grauen Suppe".

Nicht nur wohnen, sondern auch wohlfühlen

Bereits im Herbst hatte auch das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) die Idee, den Frühling im Ahrtal mit Farben, Blumen und Düften einzuläuten. Als Zeichen der Solidarität und Unterstützung stellte die Behörde rund 500.000 Blumenzwiebeln bereit: Tulpen, Traubenhyazinthen, Narzissen - "Osterglocken". Über die Infopoints wurden im Ahrtal vor Weihnachten rund 440.000 Zwiebeln an Bürgerinnen und Bürger ausgegeben, eine Handvoll Zwiebeln pro Person. Ein Teil der Frühlingsboten sei an die Kommunen gegangen und sollte an öffentlichen Beet- und Grünflächen eingepflanzt werden, damit alle Menschen an der Ahr von den Blumen etwas haben. Die restlichen Zwiebeln gingen zum Einpflanzen an das Helfer-Shuttle.

Und so tauschen im Frühjahr nun Helfer Bohrhammer, Fräse und Schubkarren gegen Gartenharke, Spaten und Kisten voller Blumenzwiebeln. Zum Auftakt kamen schon etwa 60 Freiwillige zusammen, die rund 40.000 Blumenzwiebeln im Ahrtal pflanzten. Bis April sollen nun jedes Wochenende große Pflanzaktionen dazu beitragen, dass die Menschen im Ahrtal nicht nur irgendwo wohnen, sondern sich dort auch wohlfühlen können.

Der Wideraufbau zieht sich

Denn der Aufbau der Häuser und Wohnungen geht zwar voran, aber vieles zieht sich. Für diese Arbeiten seien vor allem Handwerker und Profis gefragt, sagt Pütz. Trotzdem können auch Ehrenamtliche weiter mit anpacken: "Was wir aber können ist, es schön zu machen", sagt Pütz. Für die Menschen im Ahrtal sei es auch ein Gewinn, wenn sie sich in ihrem Zuhause und der Nachbarschaft wohl fühlen und auf dem Weg in ihr zerstörtes Haus durch einen schönen Vorgarten gehen könnten. Das sei für den ein oder anderen vielleicht "nicht direkt nachvollziehbar", meint Pütz: "Man muss es selbst erlebt haben."

Die Freiwilligen um Marc Ulrich und Thomas Pütz haben noch weitere Pläne: So startete das Helfer-Shuttle - bei dem Betroffene online freiwillige Helfer für Arbeiten anfordern können - einen Aufruf und bot an, Gärten und Grünflächen von Flutbetroffenen wieder herzurichten. 365 Aufträge liegen nun vor, die in den kommenden Wochen von Freiwilligen abgearbeitet werden. Pütz spricht von etwa 76.000 Quadratmetern Gartenfläche, "in denen wir uns ab März austoben und euch unterstützen wollen".

Viele Freiwillige helfen 

Die Bedarfsliste spricht für sich: So veranschlagen die Organisatoren für den Start unter anderem 2.151 Quadratmeter Rollrasen, 291 Kubikmeter Mutterboden, 340 Kilogramm Grassamen, 34 Kleinbäume, 100 Stauden, 160 Blühsträucher, 75 Kübelpflanzen, 28 Obstbäume, 300 Heckenpflanzen, 72 Säcke Blumenerde. Auch zwei Schaukeln, eine Rutsche und ein Klettergerüst sollen aufgebaut werden. Wer helfen will, aber nicht mit anpacken kann, kann Hilfsmittel spenden.

Ab März rechnet das Helfer-Shuttle an den Wochenenden pro Tag mit 130 Freiwilligen bei der Pflanzaktion, die mit Schaufeln, Harken, Spaten, Eimern und Schippen und Kartons mit Blumen, Blumenzwiebeln und Sträuchern entlang der Ahr losziehen. Neben der praktischen Hilfe pflanzen sie kleine Hoffnungsbotschaften und zeigen: Die Menschen an der Ahr sind nicht vergessen.

Quelle:
KNA
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