"Viele Anrufer sitzen zwanghaft vor den Nachrichten oder googeln durchgehend neue Entwicklungen, lesen eine Experteneinschätzung nach der anderen. Manche vergessen zu essen und können nicht schlafen", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung" am Sonntag: "Sie sind wie gelähmt und können nicht aufhören, Neuigkeiten aufzusaugen. Da brauchen gerade viele Menschen Hilfe. Bei manchen werden außerdem traumatische Erfahrungen wieder lebendig."
In den Anrufen gebe es neben der Angst viel Wut auf Präsident Putin und gleichzeitig großes Mitleid mit den Menschen in der Ukraine. Alte Menschen, die sich noch an den Zweiten Weltkrieg erinnern, hätten oft Angst um ihre Enkel und vor einem erneuten Weltkrieg: "Häufig berichten Sie, dass Bilder von damals in ihrem Kopf wieder auftauchen, die sie völlig vergessen hatten und die sie nun nicht mehr loslassen."
Junge Menschen leiden unter Zukunftsangst
Für die Seelsorgerinnen und Seelsorger am Telefon gehe es jetzt zunächst darum, zuzuhören und die Gefühle und Ängste ernst zu nehmen. Oft helfe es den Menschen schon, ihnen zu sagen, dass ihre Empfindungen angesichts der Situation ganz normal seien, ergänzte Eber: "Normal ist es auch, stärkere Angstgefühle zu haben, als andere - manche Anrufer denken nämlich, sie seien verrückt geworden. Dann helfen wir den Menschen, sich etwas zu beruhigen, aus dieser Erstarrung zu kommen, wieder handlungsfähig zu werden."
Online seien schon 15-Jährige im Kontakt mit der Telefonseelsorge. Dabei falle auf, dass viele junge Menschen durch den Krieg, aber auch die Pandemie und den Klimawandel sehr unter Zukunftsangst litten: "Sie wollen aber auch häufig aktiv werden und teilen uns mit, dass sie spenden oder anderweitig helfen werden. Sie haben das Bedürfnis, dafür Bestätigung und Ermutigung zu erfahren."
Schon durch Corona seien die "psychischen Ressourcen der Menschen langsam aufgebraucht", fügte die Seelsorgerin hinzu: "Gerade junge Menschen sagen uns, dass sie sich derzeit auf nichts mehr freuen können."
Abhilfe durch kleine Beschäftigungen und soziale Kontakte
Zur Abhilfe sei es immer gut, an die frische Luft gehen und sich zu bewegen, empfahl Eber: "Wir können unsere Stimmung durch Aktivitäten wie Spaziergänge, Sport oder kleine sinnvolle Beschäftigungen mehr beeinflussen, als wir manchmal denken." Wichtig seien zudem soziale Kontakte: "Alleine ist es schwieriger, aus dem Gedankenkarussell auszubrechen."
Außerdem empfahl sie, den Nachrichtenkonsum zu dosieren: "Da können eigene Regeln helfen, wie oft am Tag man die Nachrichten checkt und dass man das vor allem nicht direkt vor dem Schlafengehen tut."