Steinhäuser bei ökumenischer Andacht in Düsseldorf

"Bereit, Vertrauen wieder neu zu schenken?"

Scherben überall: Krieg, Pandemie und sinkende Mitgliederzahlen in der Kirche. Jetzt wieder Vertrauen zu fassen, sei ein Risiko, gab der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser bei der Ökumenischen Andacht zum Beginn der Passionszeit zu.

Symbolbild Vertrauenskrise in der Kirche / © Rob van Hal (shutterstock)
Symbolbild Vertrauenskrise in der Kirche / © Rob van Hal ( shutterstock )

"So viel ist kaputtgegangen und zerstört", sagt der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser zu Beginn seiner Predigt bei der Ökumenischen Andacht am Vorabend des ersten Sonntags der Passionszeit. Er steht in der Düsseldorfer Johanneskirche. Die schwarzen Stufen, die zum Altarraum führen, sind mit Scherben übersäht.

Ja, Scherben gebe es reichlich, so Steinhäuser und listet sie auf: Krieg und Krankheit, Missbrauch und zerstörtes Vertrauen. "Anderes haben wir mitverursacht durch unser Versagen und unsere Schuld", gibt er zu und lädt dazu ein, sich diese Schuld zu eigen zu machen.

Schuld eingestehen

Vorher hatte der Düsseldorfer Superintendent Heinrich Fucks im Bußgebet bekannt: "Wir haben auf uns selbst und unsere kleinen Kräfte vertraut, wo wir allein auf deine Güte und Hilfe vertrauen sollten. Wir haben damit anderen und uns selbst Schaden zugefügt und sind dir die Ehre schuldig geblieben."

Daran erinnert Weihbischof Steinhäuser in seiner Predigt, bevor er auf das Kreuz verweist. Es sei "das Zeichen für Jesus, dessen Leben auch kaputt gemacht wurde". In der Johanneskirche ist in diesen Tagen auch das Kreuz im Altarraum angeschlagen. Es liegt auf der Seite, gestützt von einem langen Holzstab, rissig, leidgeplagt.

Kommt der Frühling?

Und dann, Hoffnung: "Das Frühjahr kommt – unaufhaltsam", wiederholt Steinhäuser auf einmal das Jesaja-Wort: "Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es. Merkt ihr es nicht?"

Ob es zu einfach und zu naiv ist, diesen Bibelvers für das Hier und Jetzt heranzuziehen? Steinhäuser mahnt: "Das Wesentliche ist gleich." Gott nämlich sei immer noch derselbe wie vor mehr als 2000 Jahren. Er lebe in allem, was er erschaffen habe und in dem Bund, den er einmal gestiftet habe.

Neues Miteinander im Erzbistum Köln

Und so gebe es auch heute "Frühlingsboten", ist der Weihbischof überzeugt. Zum Beispiel wurde aus Karneval im Krieg in Köln am Rosenmontag eine riesige Friedensdemonstration. Selbst für die "äußerst" gespannte Situation im Erzbistum Köln, wo Steinhäuser in den letzten viereinhalb Monaten als Apostolischer Administrator der Vertreter für Kardinal Woelki tätig war, seien solche Vorboten sichtbar. Er habe in der vergangenen Zeit erleben dürfen, wie Blockaden niedergerissen und Gesprächsfäden wieder neu geknüpft wurden, meint der Weihbischof.

Weihbischof Rolf Steinhäuser

"Glaube ich dem Kardinal das, was er geschrieben hat?"

"Unsere Gremien sind in den letzten Monaten nicht schwächer, sondern vitaler geworden", betont Steinhäuser. Entscheidend sei jetzt die Frage: "Bin ich bereit, Vertrauen wieder neu zu schenken?" Die Antwort sei mit Risiken verbunden, eine Gewähr gebe es nicht. Dass Kardinal Woelki aber einen Brief an die Gläubigen im Erzbistum geschrieben habe, sei ein gutes Beispiel. "Ich persönlich finde, es ist ein guter Brief, der neue Perspektiven eröffnen und zu einem neuen Miteinander führen kann." Die spannende Frage sei nur: "Glaube ich dem Kardinal das, was er geschrieben hat?"

Hoffen inmitten der Scherben

Auch Präses Thorsten Latzel hatte zu Beginn der Andacht über zerstörtes Vertrauen gesprochen. Es gebe so viele Scherben: Krieg in Europa, eine Pandemie, die nicht enden wolle, eine Kirche, der immer mehr Menschen den Rücken kehren würden.

Der Scherbenhaufen sei ein "Symbol für Vertrauen, das zerstört wurde, für Bindungen, die zerrissen, Gewissheiten, die zu Bruch gegangen sind". Dieser Bußgottesdienst wolle deswegen auch eine Friedensandacht sein.

"Wir haben keine Lösungen und keine fertigen Antworten", so der Präses, "sondern nur die Hoffnung, dass Gott uns nicht alleine lässt."

Quelle:
DR