DOMRADIO.DE: 110.000 Unterschriften wurden von der Initiative "#OutInChurch" an die Bischöfe übergeben, danach gab es ein Gespräch. Wie haben Sie dieses Gespräch erlebt?
Mara Klein (Student*in aus Halle, der*die sich im Rahmen des synodalen Wegs für queere Menschen einsetzt): Offen und wohlwollend habe ich das Gespräch erlebt, so war auch meine Erwartung. Alles andere hätte ich auch nicht gedacht. Die Bischöfe, die dabei waren, waren Bischof Bätzing, als Vorsitzender der Bischofskonferenz, Bischof Kohlgraf und Weihbischof Schepers. Und von diesen Bischöfen ist ja auch eine gewisse Positionierung bekannt. In diesem wohlwollenden Ton ist das Gespräch auch geführt worden.
DOMRADIO.DE: Gab es konkrete Zusagen von den Bischöfen?
Klein: Es gab immerhin die Zusage, dass die Forderungen von "#OutInChurch" gesehen werden und auch befürwortet werden. Allerdings nicht stellvertretend für die gesamte Bischofskonferenz. Es wurde gesagt, dass es Thema bei den Bischöfen war, insbesondere im Blick auf Anthropologie und im Blick auf Segensfeiern, besonders für gleichgeschlechtliche Paare. Und dass über diese beiden Komponenten in der Bischofskonferenz schon darüber geredet wurde und dass da eben die Positionen noch nicht einheitlich sind, an vielen Stellen unterschiedlich sind. Außerdem wurde erwähnt, dass insbesondere mit Blick auf geschlechtliche Vielfalt, neben der sexuellen Vielfalt, noch sehr viel Lernbedarf auch vorhanden ist.
DOMRADIO.DE: Was können die Bischöfe denn nicht?
Klein: Die Bischöfe sind nicht besonders sprachfähig insgesamt zum Thema sexuelle Vielfalt und geschlechtliche Vielfalt. Also in der katholischen Kirche reden wir in der Regel nur von Homosexualität, wenn wir über queere Menschen reden. Es gibt aber noch sehr viel mehr Sexualitäten. Es gibt außerdem noch geschlechtliche Identitäten wie trans, inter, nicht binär, die so in der katholischen Kirche gar nicht vorkommen. Und dass wir in den Punkten sprachfähig werden als katholische Kirche und insbesondere die Deutsche Bischofskonferenz, ist maßgeblich dafür, dass an der Stelle auch Sachen geändert werden für Mitarbeitende, für Menschen in der katholischen Kirche.
DOMRADIO.DE: Sie würden gegebenenfalls gerne als Lernhilfe zur Verfügung stellen.
Klein: Auf jeden Fall. Das haben wir auch angeboten. Wir sind der Meinung, wenn die Bischöfe nicht sprachfähig dazu sind und sagen, wir ändern aber das Arbeitsrecht, wäre es doch angeraten, dass sie Menschen noch darüber gucken lassen, die tatsächlich sprachfähig in queeren Themen und in der Theologie sind. Damit wir sicher gehen können, dass dann das geänderte Arbeitsrecht auch tatsächlich nicht mehr diskriminiert an diesen Stellen.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie so ein bisschen auf den ganzen Prozess jetzt gucken, das ging nach der ARD-Reportage "Wie Gott uns schuf" ganz erfolgreich los. Wie glauben Sie, geht es jetzt weiter?
Klein: Ich trage mich hoffend, in christlicher Hoffnung. Ich glaube den Bischöfen, dass sie das Problem sehen. Ich hoffe, dass sie dazu auch sprachfähig werden, dass sie sich auch wirklich einsetzen dafür, dass sie nicht nur sehen und verstehen, sondern auch handeln - konkret in ihren Diözesen, konkret das nach Rom tragen. Und das muss jetzt einfach kommen.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.