Auf dem Weg in die Zukunft des kirchlichen Lebens im Erzbistum Freiburg soll ein neu eingerichtetes Diözesanforum Zielvereinbarungen diskutieren. Am 25. und 26. März treffen sich etwa 220 Delegierte - 70 Frauen und 150 Männer, darunter 60 Priester - zur online organisierten Gründungsversammlung.
Erzbischof Stephan Burger steht dem Forum vor, er hat im Vorfeld zu einem offenen Austausch aufgerufen. Auch Themen wie sexualisierte Gewalt und Missbrauch sowie die bundesweiten Reformforderungen des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg könnten diskutiert werden.
Indes findet sich in den 13 strategischen Zielen, die als Diskussionsgrundlage der Versammlung dienen, sehr wenig zu Missbrauch, Geschlechtergerechtigkeit, Diakoninnen, Homosexuellen und Queeren oder zu einem neuen kirchlichen Arbeitsrecht.
Diese Fragen stehen eine Woche zuvor auf der Tagesordnung des Diözesanrats, dem Gremium der Basis. Dessen Vorsitzende Martina Kastner hofft auf konkrete Ergebnisse des Diözesanforums, um Klarheit darüber zu bekommen, wohin Kirche, Seelsorge und religiöses Leben in den kommenden Jahren gehen würden. "Ich erwarte auch eine programmatische Rede des Erzbischofs."
Dem Vernehmen nach gibt es an der Basis Stimmen, die zu abstrakte Diskussionen voraussagen, die kaum Auswirkungen auf die Praxis vor Ort hätten. Dort geht es beispielsweise darum, wie Kindergärten, Kommunionunterricht oder Krankenseelsorge in immer größeren Pfarreien organisiert werden. Die Diözesanforumsplaner verweisen auf ein für Anfang Juli angesetztes zweites Treffen. Dann würden "konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der definierten strategischen Ziele erarbeitet und festgelegt".
Religiöses Leben stärker "missionarisch" ausrichten
Sich abzeichnende Ziele des Diözesanforums sind beispielsweise, das religiöse Leben stärker "missionarisch" auszurichten. Also offensiver zu versuchen, den christlichen Glauben weiterzugeben und auf Nicht-Christen zuzugehen. Vereinbart werden soll auch eine Stärkung des - bereits umfassend laufenden - Engagements für Umwelt- und Klimaschutz. Als Konsequenz der Missbrauchsskandale will sich das Erzbistum dazu verpflichten, Fehler und Fehlentwicklungen offen zu benennen und daraus Lehren zu ziehen.
Wenig Erwähnung findet bislang ein Ausbau der ökumenischen Zusammenarbeit mit der evangelischen Landeskirche - hier spricht das Diözesanforumspapier nur vom allgemeinen Ziel, die "ökumenische Verbundenheit" zu vertiefen. Zuletzt äußerte Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh die Hoffnung auf ein stärkeres organisatorisches und praktisches Miteinander der evangelischen und katholischen Gruppierungen vor Ort. Etwa in gemeinsamen christlichen Gemeindezentren.
Geografische Neuaufteilung der Pfarreien steht fest
Dagegen steht nach langen, teils kontroversen Debatten die geografische Neuaufteilung der Pfarreien fest. Statt wie bislang 224 Seelsorgeeinheiten und 1.000 Pfarreien wird es ab 2025 zwischen Odenwald und Bodensee 36 Großpfarreien geben. Künftig steht in Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz und Mannheim jeweils nur eine Pfarrei als Dach über allen kirchlichen Aktivitäten. Auch außerhalb der Großstädte gehören künftig mehrere Zehntausend Katholiken zu einer Pfarrei.
An der Spitze der Pfarreien steht gemäß kirchenrechtlicher Vorgaben jeweils ein leitender Pfarrer, der Aufgaben und Verantwortungen weitergibt. Auf der Ebene der heutigen Pfarreien und Seelsorgeeinheiten sollen neue Konzepte ausprobiert werden.
Mitarbeit von Ehrenamtlichen gewünscht
Ausdrücklich gewünscht ist die Mitarbeit von Ehrenamtlichen. "Es geht um kreative Wege der Seelsorge, die die Menschen erreicht, auch über das Gewohnte und Übliche hinaus", so Burger.
Wichtig ist den Planern, dass jede Großpfarrei ein zentrales Pfarrbüro als Informations- und Anlaufstelle einrichtet. Um die gewachsenen Strukturen vor Ort zu erhalten und kurze Wege zu ermöglichen, wird es aber auch Außenstellen in den bisherigen Seelsorgeeinheiten geben.