"Wir Betroffene können nicht einfach damit abschließen. Das Thema kommt immer wieder hoch, wir sind da machtlos. Und der Umgang der Kirche ist skandalös", sagte Beck am Montag dem Schweizer Portal "kath.ch".
Betroffene müssten sich bei der kirchlichen Aufarbeitung einem "strapaziösen Verfahren" aussetzen, Täter dagegen dürften vielfach weiter Priester bleiben, so Beck. "Da kommen schon Ohnmachtsgefühle und das Gefühl, gegen eine Wand zu sprechen." Zudem bleibe immer die Sorge, dass der Täter neue Missbrauchstaten begehen könnte.
Lebensgeschichte in Buch verarbeitet
Beck hat ihre Lebensgeschichte in einem am Montag im Freiburger Verlag Herder erschienenen Buch verarbeitet. Sie berichtet von übergriffigem Verhalten und Missbrauch durch einen Pfarrer in der extrem konservativen kirchlichen Gruppe "Katholische Pfadfinderschaft Europas" (KPE) und spricht von sexuellen, spirituellen und verbalen Übergriffen.
Die offizielle Anerkennung der KPE durch die deutschen Bischöfe im vergangenen Dezember kritisierte Beck als "Schlag ins Gesicht". Im kath.ch-Interview kennzeichnete Beck die KPE als "fundamentalistische, toxische Gruppierung" mit militärisch-religiösem Drill. Die Gruppe lebe von einem Freund-Feind-Schema. Mitglieder würden unter Druck gesetzt, sich von der vom "Satan durchdrungenen" Welt abzugrenzen.
Mit dem Herbert-Haag-Preis 2022 ausgezeichnet
Beck bezeichnete sich selbst als "aber-katholisch". Sie wolle alles versuchen, um in der Kirche zu bleiben. "Aber wenn ich irgendwann merke, dass die Betonwände zu fest sind und wir alle nicht einmal einen Haarriss reinbekommen, dann wird meine Antwort anders ausfallen." Aktuell wolle sie aber auch ein "Sprachrohr für andere Betroffene" sein und anderen Mut machen, ebenfalls ihre Geschichte zu erzählen.
Beck wurde am Sonntag in Luzern gemeinsam mit sieben weiteren Männern und Frauen mit dem Herbert-Haag-Preis 2022 gegen Machtmissbrauch in der Kirche ausgezeichnet.