"Offensichtlich sind wir genauso wie unsere Brüder von der Orthodoxen Kirche der Ukraine auf der (Anmerkung der Redaktion: Wladimir Putins) Liste", sagte der griechisch-katholische Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk.
"Wir wissen aus der Geschichte, dass jedes Mal, wenn Russland unser Land eroberte, die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche systematisch zerstört wurde", so Schewtschuk in einem am Wochenende auf der Kirchen-Website veröffentlichten Interview mit einem ukrainischen Radiosender. Dies sei zuletzt zu Sowjetzeiten der Fall gewesen. "Gott bewahre, dass das jetzt wieder geschieht", fügte er hinzu.
Die sowjetischen Machthaber in Moskau hatten diese ukrainische Kirche 1946 verboten. Diktator Josef Stalin zwang sie damals zur Fusion mit der orthodoxen Kirche, von der sie sich Ende des 16. Jahrhunderts abgespalten hatte. Viele Bischöfe und Geistliche, die sich der Zwangsvereinigung widersetzten, wurden verhaftet und starben in sibirischen Gulags. Erst 1989 endete die staatliche Unterdrückung der griechisch-katholischen Kirche; sie kam wieder aus dem Untergrund.
Die Diaspora in der ganzen Welt leiste humanitäre Hilfe
Seine Kirche sei sich der Bedrohung durch den russischen Angriffskrieg bewusst, versuche aber, nicht in Panik zu verfallen, so der Großerzbischof. Die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche verfüge auch über Diözesen in Westeuropa, Nord- und Südamerika und Australien. Die Diaspora in der ganzen Welt leiste humanitäre Hilfe für die Ukraine. "So kämpfen wir gemeinsam für unseren Staat und kommen dem Tag unseres Sieges näher", so Schewtschuk.
Der 51-Jährige steht seit 2011 an der Spitze der Kirche. In der Ukraine zählt sie rund 3.400 Pfarreien sowie 2.700 Priester und 1.100 Ordensmänner und -frauen. Im November 2021 bekannten sich in einer Umfrage 8,8 Prozent der erwachsenen Ukrainer zu der Kirche, 0,8 Prozent zur römisch-katholischen.