Das Völkerrecht sehe in Notsituationen humanitäre Korridore vor; es müsse aber auch Korridore für die Beisetzung von Toten geben, sagte der ukrainische Priester Mykhajlo Melnykaus dem römischen Pressedienst SIR am Dienstag. Melnykaus, griechisch-katholischer Priester im westukrainischen Bistum Kamjanez-Podilskyj, äußerte sich besorgt, dass die hohe Zahl unbestatteter Leichen Epidemien auslösen könnte.
"Allein in Mariupol gibt es mehr als 2.000 Tote, aber auch die Städte in der Nähe von Kiew, wie Irpin und Bucha, sind von russischen Soldaten umstellt, die uns nicht erlauben, die Leichen einzusammeln und zu bestatten", erklärte der Priester. Er selbst habe mit weiteren Priestern Verhandlungen mit russischen Soldaten geführt. Letztendlich hätten sie 63 getötete Zivilisten segnen können. Das Recht für eine würdige Beisetzung gelte für alle, auch russische Soldaten, so der Ukrainer weiter. Es sei ein Recht, das zum Menschsein gehöre.
Angaben zur Zahl der Toten im Ukraine-Krieg schwanken stark. Viele lassen sich nicht unabhängig und schnell überprüfen. Laut ukrainischen Behörden sind allein im südostukrainischen Mariupol bislang knapp 2.200 Menschen ums Leben gekommen. Knapp drei Millionen Menschen seien bereits aus dem Land geflohen, berichtet das Flüchtlingshilfswerk UNHCR.