Papst Franziskus reist Anfang April nach Malta

Von Migration bis Missbrauch

Erneut steht die Flüchtlingsfrage auf der Agenda einer Papstreise. Auch die Missbrauchsaufarbeitung dürfte auf Malta eine Rolle spielen. Bleibt die Hoffnung auf eine Äußerung zum Ukraine-Krieg, die Ross und Reiter nennt.

Autor/in:
Anna Mertens
Die "St. JohnÕs Co-Cathedral" in Valetta / © N.N. (KNA)
Die "St. JohnÕs Co-Cathedral" in Valetta / © N.N. ( KNA )

Die Reise kommt zu einer passend-unpassenden Zeit: Anfang April reist Papst Franziskus nach Malta. Geopolitisch blickt die Welt gen Osten. Für den Papst bietet die nachgeholte Reise in den Süden die Möglichkeit, den Finger erneut in die europäische Flüchtlingswunde zu legen.

Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Auch wenn die Hilfe für ukrainische Flüchtlinge derzeit dringlich und die Hilfsbereitschaft enorm ist - die Probleme auf dem Mittelmeer bleiben bestehen. Die Menschen kommen aus dem Südsudan, dem Irak, dem Jemen oder Syrien. Länder der nicht enden wollenden Krisen.

Reise war schon für 2020 geplant

Geplant war die Malta-Reise bereits für Mai 2020. Die Pandemie kam dazwischen. Aus ursprünglich einem Reisetag sind nun zwei geworden.

Geblieben ist das Reisemotto: "Sie erwiesen uns ungewöhnliche Menschenfreundlichkeit." Die Aussage des Apostels Paulus aus dem Buch der Apostelgeschichte im Neuen Testament bezieht sich auf dessen Schiffbruch vor Malta und die Fürsorge der Malteser. Mit Paulus kam das Christentum nach Malta. Zugleich dürfte das Motto in vielfältiger Hinsicht mit Bedacht gewählt sein.

Migrant auf Malta / © Gregorio Borgia (dpa)
Migrant auf Malta / © Gregorio Borgia ( dpa )

Die Aufnahme von Flüchtlingen ist auf Malta ein heikles Thema - gesellschaftlich und politisch. Die Insel ist dichter besiedelt als die meisten Länder der Welt. Jeder weitere Migrant scheint das Fass zum Überlaufen zu bringen. Seenotrettungsorganisationen beklagen die mangelnde Bereitschaft Maltas, schiffbrüchige Migranten aufzunehmen.

Thema Migration wohl gesetzt

Mit Staatspräsident Georg Vella und Premierminister Robert Abela dürfte das Thema Migration daher gesetzt sein. Die beiden Auftakttermine der Papstreise am Samstag werden sicher auch auf die lange katholische Historie des Landes zu sprechen kommen. Etwa 85 Prozent der Malteser sind katholisch. Auch hier nimmt die Zahl seit einigen Jahren verstärkt ab: 2002 waren es noch 95 Prozent.

Dennoch ist Malta weiterhin das zahlenmäßig katholischste Land Europas. An vielen Stellen ist es streng katholisch, wobei etwa die strikte Abtreibungspolitik bei vielen auf Kritik stößt. Zumal Malta auf europäischen Parkett mit der neuen EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola schlagartig ins Rampenlicht katapultiert wurde.

Wie so oft bei Apostolischen Reisen ist wenig Zeit für lange Gespräche. Nach der Ansprache vor Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und des Diplomatischen Korps geht es per Katamaran auf die kleine maltesische Vorinsel Gozo. Dort will Franziskus am Nationalheiligtum Ta'Pinu beten und predigen, bevor es zurück nach Rabat in die Apostolische Nuntiatur geht.

Kardinal Mario Grech / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Mario Grech / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Gozo ist im Vatikan kein unbekannter Name. Kein Geringerer als der Leiter des Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, stammt von dort. Er leitete das Bistum Gozo zudem von 2006 bis 2020, seit Herbst 2019 noch als Apostolischer Administrator, als er schon Pro-Generalsekretär der Bischofssynode war.

Doch nicht nur Grech ist Malteser und enger Verbündeter des Papstes; vor allem für die Weltsynode. Ein weiterer Malteser, auf den Franziskus sehr baut, ist der Erzbischof von Malta, Charles Scicluna. Zwar wurde der 62-Jährige in Toronto geboren, kehrte jedoch bereits als Säugling mit seinen maltesischen Eltern in deren Heimat zurück.

Scicluna ist zugleich Präsident der Maltesischen Bischofskonferenz - mit zwei Mitgliedern eine der kleinsten Bischofskonferenzen der Welt.

Einer von Franziskus' engsten Mitarbeitern

Er wird Franziskus auf der Reise sicher an vielen Stellen begleiten, wohl auch am Sonntag beim Besuch in der Paulusgrotte in der Pauluskirche in Rabat und im Anschluss bei der Messe in Valettas Vorort Floriana. Vermutlich ist Scicluna auch bei dem Treffen mit Migranten dabei, der letzte Programmpunkt auf der offiziellen Reiseagenda.

Charles Jude Scicluna, Erzbischof von Malta / © Paul Haring (KNA)
Charles Jude Scicluna, Erzbischof von Malta / © Paul Haring ( KNA )

Scicluna ist einer von Franziskus' engsten Mitarbeitern im Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. So beauftragte ihn der Papst 2018, die Vorwürfe zu sexuellen Missbrauchsfällen in der chilenischen Kirche detailliert zu untersuchen. Und auch in der Migrationsfrage ist Scicluna klar auf der Linie des Heiligen Vaters.

Der Name Malta stamme von einer Vorform "mala", was so viel wie "sicherer Hafen" bedeute, erklärte Scicluna jüngst in einem Interview. Daher sei die Insel von Natur aus dazu berufen, "im Zentrum des Mittelmeers ein sicherer Hafen für alle unsere Brüder und Schwestern zu sein", betonte der Erzbischof.

Auf der sogenannten fliegenden Pressekonferenz zurück von Malta nach Rom dürfte das Thema Flüchtlinge ebenfalls zur Sprache kommen. Dann stehen aber wohl die ukrainischen Kriegsflüchtlinge im Vordergrund.

Und vielleicht gibt es dann doch eine Äußerung des Papstes zum Ukraine-Krieg, in der der Name Russland fällt. Viele wünschen sich das.

Apostolische Reise Seiner Heiligkeit Franziskus nach Malta (2. bis 3. April 2022)

Samstag, 2. April: Rom - Malta

08.30 Uhr: Abflug vom römischen Flughafen Fiumicino nach Malta

10.00 Uhr: Ankunft am Flughafen Malta mit offizieller Begrüßung

10.50 Uhr: Höflichkeitsbesuch beim Staatspräsidenten im "Botschafterzimmer" des Großmeisterpalastes in Valletta

11.35 Uhr: Begegnung mit dem Premierminister in der "Pagenkammer" des Großmeisterpalastes in Valletta

Luftbild der berühmten alten Mellieha-Pfarrkirche auf Malta / © Karina Movsesyan (shutterstock)
Luftbild der berühmten alten Mellieha-Pfarrkirche auf Malta / © Karina Movsesyan ( shutterstock )
Quelle:
KNA