Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Glaube und Hoffnung

Ein weiterer geistlicher Abend in einer Gemeinde im Sauerland war überschrieben mit dem Wort: „Hoffnung stärken in scheinbar hoffnungslosen Zeiten“. Zum Thema Hoffnung gibt es im deutschen Sprachgebrauch einige Formulierungen, die Sie wahrscheinlich auch kennen.
Da gibt es das schöne Wort von „Guter Hoffnung sein“, diese alte, nicht mehr gebräuchliche, aber sehr schöne Bezeichnung für eine Frau, die schwanger ist.
„Du bist ein hoffnungsloser Fall“ – ist eher Beschreibung für jemanden, wo schon vieles versucht worden ist, aber irgendwie nichts fruchtet.
Und: „Hoffen und harren macht manchen zum Narren“ verspottet diejenigen, die sich gegen alles rationale Denken und Wissen, von ihrer Hoffnung, die in eine ganz andere Richtung geht, einfach nicht abbringen lassen.

Etwas, das mich in sehr jungen Jahren zu wirklichem Erkennen gebracht hat, war eine Debatte in meinem Fachschulstudium Krankenpflege an einer staatlichen Einrichtung zu tiefen sozialistischen Zeiten. Da man auch in der DDR-Medizin und Krankenpflege nicht umhinkonnte, auch über Sterben und Tod zu reden, kam es also. Und die Dozentin, eine ältere, sehr sympathische Frau, versuchte, uns das sozialistische „Prinzip Hoffnung“ nahezubringen, womit jeder Schwerkranke und Sterbende zu bedenken und anzuleiten sei. Ich habe dann mit ihr diskutiert, was das denn heißen soll: Prinzip Hoffnung? Wir haben debattiert und debattiert und geredet und geredet. Der Rest des Jahrgangs, mehr als 30 Studenten, hörte gespannt zu und hatte keine Idee, worum es mir eigentlich ging. Erst in dieser Debatte habe ich selbst begriffen, dass ohne den Glauben an ein Leben nach dem Tod eine Hoffnung vor dem Tod sinnlos ist. Worauf soll ich hoffen, außer vielleicht noch darauf, kurzfristige Ziele zu erreichen: Die Hochzeit der Tochter, einen runden Geburtstag, die Geburt eines Enkelkindes.

Ohne diese Debatte über die ziemlich abstruse Idee des sozialistischen Prinzips Hoffnung, wäre ich erst später wahrscheinlich darauf gekommen, dass Glaube und Hoffnung untrennbar miteinander verwoben sind.
Unsere Lesung heute aus dem ersten Buch der Könige ist ein wunderbares Beispiel für diesen Glauben und diese Hoffnung an den Gott, dem das Volk Israel gehört.

„Wir sind ja dein Volk, Herr, und dein Eigentum. Halte deine Augen offen für das Flehen deines Knechtes und für das Flehen deines Volkes Israel! Erhöre uns, sooft wir zu dir rufen! Du hast uns unter allen Völkern der Erde als dein Eigentum ausgewählt.“ Viele Katastrophen, Kriege und andere schwere Wechselfälle des Lebens konnte das Volk nur aushalten, weil es um diesen Gott ihrer Väter wusste und auf ihn seine Hoffnung gesetzt hat.

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