Von Richter, Strafverfolger und Anwälten befragt, betonte Carlino immer wieder, nur ein "Mann Gottes" zu sein, aber kein Experte für administrative Angelegenheiten. Er habe immer nur auf Anweisung gehandelt.
Im Mittelpunkt der Befragung am Mittwoch standen Dokumente und Schriftverkehr mit Verantwortlichen im Zusammenhang einer Luxusimmobilie in London. Demnach soll Carlino im Auftrag Beccius wie auch von dessen Nachfolger, Erzbischof Edgar Pena Parra, Deals mit Finanzmaklern durchgeführt haben, um Gelder des Staatssekretariats anzulegen.
Verlustreiche Investitionen des Staatssekretariats
Im Zentrum des Prozesses stehen verlustreiche Investitionen des Staatssekretariats in ein Luxusgebäude in London. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf Becciu. Dieser hatte von 2012 bis 2018 als Substitut eine Schlüsselrolle in der Behörde. Unregelmäßigkeiten bei Überweisungen in Beccius Heimatbistum und die dortige Caritas sowie Zahlungen an die selbst ernannte Sicherheitsberaterin Cecilia Marogna sind ebenfalls Thema im Prozess. Becciu werden Veruntreuung und Amtsmissbrauch sowie Verleitung zur Falschaussage vorgeworfen.
Mitte März hatte Becciu in einer ersten Befragung seine Unschuld beteuert.
Auch Kardinal Becciu wird befragt
In der nächsten Woche wird die Anfang März begonnene Hauptverhandlung fortgesetzt. Formfragen hatten den Prozess über ein halbes Jahr lang ausgebremst. Kommenden Dienstag wird Finanzexperte Rene Brülhart befragt, bis 2019 Präsident der vatikanischen Finanzaufsicht.
Am Mittwoch schließt eine erneute Befragung von Kardinal Becciu an.
Was den Fall von Cecilia Marogna und seine Beziehung zu ihr angeht, wird er sich nicht mehr wie bisher auf eine Verschwiegenheitspflicht des Päpstlichen Geheimnisses berufen können. Davon habe der Papst Becciu entbunden, so der Vorsitzende Richter Giuseppe Pignatone, indem er am Mittwoch eine entsprechende Antwort von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin verlas.