Polizeiseelsorger ist zufrieden mit der Wallfahrt nach Rom

"Deutliche Nähe zu Spiritualität und Glaube"

Zum ersten Mal pilgern Polizistinnen und Polizisten aus ganz Deutschland gemeinsam nach Rom. Mittlerweile ist Halbzeit der Wallfahrt. Rainer Dürscheid, Beauftragter für die Polizeiseelsorge im Erzbistum Köln, ist mit dabei in Rom.

Polizistinnen und Polizisten stehen zusammen / © Pradeep Thomas Thundiyil (shutterstock)
Polizistinnen und Polizisten stehen zusammen / © Pradeep Thomas Thundiyil ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Heute war Generalaudienz beim Papst. Waren die Polizistinnen und Polizisten auch mit dabei?

Rainer Dürscheid (Beauftragter für die Polizeiseelsorge im Erzbistum Köln): Ja, natürlich. Die gesamte Gruppe war bei der Generalaudienz. Wir sind circa 190 Polizisten aus ganz Deutschland, die zum großen Teil mit dem Flugzeug runtergefahren sind. Eine Gruppe, die ich auch begleitet habe, aus Rheinland-Pfalz vornehmlich, ist mit dem Bus unterwegs. Der Hauptteil der Wallfahrt findet jetzt hier in Rom statt und da sind 190 Polizisten aus allen Bundesländern mit dabei.

DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist denn der Glaube und die Spiritualität für Polizistinnen und Polizisten?

Polizeiseelsorge

Die christlichen Kirchen bieten mit ihren Polizeiseelsorgerinnen und Polizeiseelsorgern Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizei bei der Bewältigung ihrer Aufgaben Rat, Unterstützung und Begleitung an. Sie tun dies zwar auf dem Hintergrund ihres Glaubens, aber unabhängig von konfessioneller oder religiöser Bindung der Angehörigen der Polizei.

Die Polizeiseelsorge gilt also den Frauen und Männern, die in den Polizei-Organisationen Dienst leisten. Die pastorale Sorge der Kirche gilt damit den Menschen, nicht der Organisation. (Polizeiseelsorge)

Polizeiseelsorge / © Caroline Seidel (dpa)
Polizeiseelsorge / © Caroline Seidel ( dpa )

Dürscheid: Die Polizistinnen und Polizisten, die jetzt dabei sind, haben eine deutliche Nähe zu Spiritualität und Glaube, sonst würden sie sich gar nicht für eine Wallfahrt anmelden. Aber grundsätzlich erlebe ich das auch sonst, dass es durchaus Themen gibt, die etwas kirchenferneren Polizistinnen und Polizisten sehr nahe sind, wenn wir über entsprechenden Angebote mit ihnen unterwegs sind oder zu Themen arbeiten. Polizistinnen und Polizisten haben schon einen deutlichen Bezug zur Seelsorge. Mit der Polizeiseelsorge verbinden sie, dass wir Lebensfragen noch mal anders angehen und anders beantworten als das vielleicht polizeiintern geschieht.

DOMRADIO.DE: Was sind das für Themen, die dann zur Sprache kommen?

Dürscheid: Ganz oft kommt die Frage auf nach dem richtigen ethischen Handeln. Auch der Umgang mit schwierigen Ereignissen, Belastungen, nach Schusswaffengebrauch, nach Todesfällen, nach schweren Einsätzen, spielen eine Rolle. Dann ist auch die Seelsorge ganz stark gefragt, Polizistinnen und Polizisten in solchen Extremsituationen zu unterstützen und zu begleiten. Aber auch ethische Fragen kommen öfter auf, zum Beispiel in der Terrorbekämpfung. Wie sieht das aus: Darf ich einfach schießen? Wie bin ich als Mensch und als Polizist unterwegs, wenn ich ein Gegenüber habe, was eigentlich militärisch denkt? Die Polizei ist aber einer freiheitlich demokratischen Grundordnung verpflichtet und muss auch das eigene Gewissen bedenken.

DOMRADIO.DE: Die Kirche steckt in einer tiefen Krise und auch viele Gläubige verlieren den Kontakt zur Kirche. Ist es auch bei den gläubigen Polizistinnen und Polizisten gleichermaßen der Fall?

Dürscheid: Ich glaube, das ist spiegelbildlich. Da unterscheiden sich Polizisten nicht von anderen. Es sind auch ganz normale Menschen.

DOMRADIO.DE: Heute ist Halbzeit der Wallfahrt. Was steht noch auf Ihrem Programm?

Dürscheid: Heute Nachmittag ist der erste freie Moment. Es ist schon ein sehr enges und straffes Programm, wir haben sehr gute Reiseführer und mein Gefühl ist, dass die Kolleginnen und Kollegen der Polizei, die dabei sind, durchaus zufrieden sind mit dem, was sie hier erleben und auch mit dieser Gemeinschaft untereinander. Wir waren zum Beispiel schon in Sankt Peter und haben das antike Rom gesehen. Heute war die Generalaudienz beim Papst. Für morgen steht dann Sankt Paul vor den Mauern und die Katakomben an. Dann werden wir mit einem gemeinsamen Gottesdienst im Petersdom noch mal abschließen und dann ist das Rahmenprogramm am Freitag gegen Abend beendet.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR