Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Sinti und Roma für das ihnen in Deutschland nach 1945 zugefügte Leid um Vergebung gebeten. Auch in der jungen Bundesrepublik hätten Sinti und Roma Ausgrenzung und Herabwürdigung erlebt, sagte Steinmeier in einem Video-Grußwort an den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. "Behörden, Polizei und Justiz diskriminierten, stigmatisierten oder kriminalisierten Angehörige der Minderheit. In Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit wurde der Völkermord an den Sinti und Roma verschwiegen, verleugnet oder verdrängt", so der Bundespräsident. "Ich will heute im Namen unseres Landes um Vergebung bitten."
Strukturelle Diskriminierung
Der Zentralrats-Vorsitzende Romani Rose dankte Steinmeier für dessen Worte. Zugleich brauche es nun eine "intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Leid", das Sinti und Roma in Deutschland in Behörden und Institutionen und im Alltag erfahren hätten, so Rose.
Der Zentralrat erinnerte am 7. April in Heidelberg an seine Gründung vor 40 Jahren. Steinmeier dankte dem Dachverband für dessen Kampf für die Überwindung von Diskriminierung und Rassismus. Auch sei es das Verdienst des Zentralrats, dass die vielfältige, jahrhundertealte Kultur der Sinti und Roma heute wieder an vielen Orten Deutschlands sicht- und hörbar sei.
Kampf gegen Ausgrenzung
Der Bundespräsident rief gleichzeitig zum weiteren Kampf gegen Ausgrenzung auf. Auch heute erlebten Sinti und Roma etwa in Kitas, Schulen oder bei Behörden Diskriminierung. Steinmeier erinnerte daran, dass bei dem Anschlag in Hanau 2020 drei Roma ermordet und ein Sinto verletzt wurden.
Vorsitzender Romani Rose
Der Zentralrat gründete sich vor 40 Jahren. Er ging aus der Bürgerrechtsarbeit von Sinti und Roma hervor. Vorsitzender ist seit der Gründung Romani Rose (75). Das Gremium versteht sich als politisches Vertretungsgremium der Minderheit und engagiert sich für kulturellen Austausch und gegen Rassismus und Antiziganismus.
Auch bei der Berufung von Mehmet Daimagüler zum ersten Antiziganismus-Beauftragten der Bundesregierung war der Zentralrat beteiligt. Zu den Aufgaben zählt die Initiative auch, über die Ermordung der Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten zu erinnern. Derzeit laufen Planungen für einen Neu- und Erweiterungsbau des Zentralrats- und Dokumentationszentrums in der Heidelberger Altstadt.
(Quelle: kna, 07.04.2022)