Deutsche Kriegsgräberfürsorge stoppt Arbeiten in Ukraine

"Versöhnungsarbeit liegen in Scherben"

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge befürchtet gravierende Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die gemeinsame Gedenkarbeit. Die Zusammenarbeit mit den Russen ruhe, eine Weiterarbeit sei zu riskant.

Kriegsgräberstätte für gefallene Soldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auf dem Nordfriedhof in Bonn / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Kriegsgräberstätte für gefallene Soldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auf dem Nordfriedhof in Bonn / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

"Drei Jahrzehnte der Versöhnungsarbeit liegen in Scherben", sagte Sprecherin Diane Tempel-Bornett der "Heilbronner Stimme" (Samstag). Derzeit seien die Arbeiten in der Ukraine gestoppt, die Kommunikation bleibe aber erhalten.

Fortsetzung der Arbeit zu gefährlich

Die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen der russischen Behörden ruhe "vollständig", fügte Tempel-Bornett hinzu. "Wir versuchen aber, zivilgesellschaftliche Verbindungen aufrecht zu erhalten." In den vergangenen Jahren seien mit Russland, Belarus und der Ukraine gute Netzwerke und Partnerschaften zur Pflege von Kriegsgräbern und zur Ermittlung von Soldatenschicksalen im Zweiten Weltkrieg entstanden. "Als Organisation, die heute noch die Toten der letzten Kriege birgt und diese Arbeit als Mahnung für den Frieden auffasst, können wir nur fassungslos auf diesen Krieg blicken", so die Sprecherin.

Die Verantwortlichen beim Volksbund halten eine Fortsetzung der Arbeit derzeit für zu gefährlich: Es "wäre eine ganz fürchterliche Vorstellung, dass Menschen dabei sterben, wenn sie die Kriegsgräber pflegen", sagte Tempel-Bornett. Die Lage sei zu unübersichtlich. Daher entfielen derzeit Baumaßnahmen sowie die Beschriftung von Pultsteinen und Grabtafeln. Man versuche jedoch, die technische Kriegsgräberfürsorge, also Pflege und Erhalt in Russland fortzusetzen.

Größter Teil an Gräber in Russland und Ukraine

Die beauftragten Pflegeteams in der Ukraine wollten ihre Arbeit so bald wie möglich wieder aufnehmen, hieß es weiter. Die Jugendarbeit des Volksbundes solle ebenfalls weitergehen. Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhahn betonte gegenüber der Zeitung: "Zum Krieg gibt es Alternativen. Zum Frieden nicht."

Der Deutsche Volksbund Kriegsgräberfürsorge betreut nach eigenen Angaben in 46 Ländern Kriegsgräber von etwa einer Million Soldaten. Der weitaus größte Teil der Gräber befindet sich in Russland, der Ukraine und in Belarus.

Quelle:
KNA