Die Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen setzen bei der Frage der Energiesicherheit unterschiedliche Akzente. NRW kann nach Ansicht von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) noch längere Zeit nicht auf Gas verzichten. "Wir werden auch in Zukunft Gas brauchen, nicht zuletzt für die Industrie", sagte der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 15. Mai am Dienstag in der WDR-Live-Sendung "Wahlarena". Alle seien sich dabei aber einig, dass Deutschland infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine unabhängig von russischen Energielieferungen werden müsse. "Es geht aber nicht sofort ohne Gas." Als Ersatz müssten etwa Flüssiggasterminals an der Nordseeküste gebaut werden. NRW setze zudem aus Lieferungen aus Belgien und den Niederlanden.
FDP-Spitzenkandidat Joachim Stamp sprach sich wie auch Wüst und die Kandidaten von SPD und Grünen für einen vorgezogenen Kohleausstieg bis 2030 aus. Auf Bundesebene solle dabei geprüft werden, ob die Laufzeit der drei noch verbliebenen Atomkraftwerke als "Brückentechnologie" verlängert werden könne, sagte der Familienminister. Dies dürfte auf Widerstand vor allem der Grünen treffen.
Auch die Grünen-Spitzenkandidatin Mona Neubaur machte sich für eine schnellstmögliche Unabhängigkeit von russischen Energieträgern stark. Für eine "Sicherheitszeit" von ein bis drei Jahren solle bei der Stromerzeugung "Gas herausgenommen" und Kohle verwendet werden. Zugleich sei aber ein "Booster" bei den erneuerbaren Energien notwendig.
Thomas Kutschaty, der SPD-Oppositionsführer und Herausforderer von Wüst, verwies darauf, dass der Kohleausstieg "idealerweise" bis 2030 vorgezogen werden solle. "Wir brauchen Kohle noch eine kleine Weile sicherlich", sagte Kutschaty. "Für mich steht fest, ich werde nicht das letzte Braunkohlekraftwerk unwiederbringlich schließen, wenn gleich nebenan die chemische Industrie keine Medikamente mehr produzieren kann."
AfD-Fraktionschef Markus Wagner sprach sich gegen ein Gas- und Ölembargo gegen Russland aus. Die anderen vier Kandidaten von CDU, SPD, Grünen und FDP hoben dagegen bei der Eingangsfrage der Moderatoren, ob sie ein Ölembargo gegen Russland unterstützen, ihre Daumen. (dpa)