Kirche in Russland wirft Papst "unkorrekten Ton" vor

Kein konstruktiver Dialog?

Die russisch-orthodoxe Kirche hat die jüngste Kritik von Papst Franziskus an Patriarch Kyrill zurückgewiesen und die Behauptung von ukrainischen "Nazi-Gruppierungen" bekräftigt. Ein Treffen der Kirchenführer scheint derzeit unmöglich.

EIn Treffen von Patriarch Kyrill I. und Papst Franziskus erscheint derzeit unwahrscheinlich / © Paul Haring (KNA)
EIn Treffen von Patriarch Kyrill I. und Papst Franziskus erscheint derzeit unwahrscheinlich / © Paul Haring ( KNA )

"Es ist bedauerlich, dass Papst Franziskus eineinhalb Monate nach seinem Gespräch mit Patriarch Kyrill einen unkorrekten Ton gewählt hat, um den Inhalt dieses Gesprächs weiterzugeben", schrieb das Außenamt des Moskauer Patriarchates am Mittwoch in einer langen Erklärung.

"Solche Äußerungen werden kaum zum Zustandekommen eines konstruktiven Dialogs zwischen der römisch-katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche beitragen, der besonders in der jetzigen Zeit notwendig ist."

Gegen "Staatskleriker"

In einem Interview der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" (Dienstag) hatte der Papst von seinem Videogespräch mit dem russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupt vom 16. März erzählt. 40 Minuten lang habe er mit Kyrill I. gesprochen, so Franziskus. In den ersten 20 Minuten habe der Patriarch Rechtfertigungen für den Krieg vorgetragen. Er habe geantwortet: "Wir sind keine Staatskleriker."

Der Zeitung sagte der Papst: "Der Patriarch kann sich nicht zum Messdiener Putins machen." Er bestätigte, dass ein für 14. Juni geplantes Treffen mit Kyrill I. in Jerusalem nicht weiter verfolgt werde.

"Verteidigung" der Menschen im Südosten der Ukraine

Das Außenamt der russisch-orthodoxen Kirche schilderte nun ausführlich, was der Patriarch dem Papst in dem Videogespräch gesagt habe. Kyrill I. habe darauf hingewiesen, dass der Ukraine-Konflikt 2014 mit den Ereignissen auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew begonnen hätte, die zum Regierungswechsel geführt hätten. Zudem habe eine "Nazi-Gruppierung" in der Schwarzmeermetropole Odessa Demonstranten angegriffen, die für ihre russische Muttersprache und Kultur auf die Straße gegangen seien.

Viele Menschen seien darauf in das Haus der Gewerkschaften geflohen und bei dem dortigen Brand und den Ausschreitungen ums Leben gekommen. Die "Lehre aus Odessa" sei, dass die Rechte der Menschen im Südosten der Ukraine verteidigt werden müssten.

Nato als Kriegsgrund?

Zudem habe Kyrill daran erinnert, dass Russland zugesichert worden sei, dass sich das westliche Militärbündnis Nato kein bisschen nach Osten ausweiten werde. "Dieses Versprechen wurde jedoch gebrochen; sogar die ehemaligen baltischen Sowjetrepubliken traten der Nato bei", heißt es in der Erklärung.

"Dadurch hat sich eine höchst gefährliche Situation entwickelt: Die Nato-Grenze liegt 130 Kilometer von Sankt Petersburg entfernt, die Flugzeit der Raketen beträgt nur wenige Minuten." Wenn die Ukraine in die Nato aufgenommen würde, bräuchten Raketen nach Moskau ebenfalls nur noch einige Minuten. "Russland konnte und kann dies nicht zulassen", so das kirchliche Außenamt.

 

Quelle:
KNA