Deutschland mit höchstem Geburtsdefizit seit 1945

Zahl der Todesfälle übersteigt Geburten

Die Bundesrepublik hat im vergangenen Jahr das höchste Geburtendefizit seit dem Zweiten Weltkrieg verzeichnet. Und das, obwohl 2021 so viele Kinder geboren wurden wie seit 25 Jahren nicht mehr.

Symbolbild Bevölkerungswachstum / © Varavin88 (shutterstock)
Symbolbild Bevölkerungswachstum / © Varavin88 ( shutterstock )

Wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Mittwoch berichtete, standen den rund 796.000 Neugeborenen im vergangenen Jahr etwa 1,02 Millionen Todesfälle gegenüber. Dadurch errechnet sich ein Geburtendefizit von 228.000.

Corona-Sterblichkeit verstärkte den Effekt

Wie die Bevölkerungsforscher weiter mitteilten, handelt es sich um das 50. Geburtendefizit in Folge. Den letzten Geburtenüberschuss gab es 1971 - seitdem übersteigt die jährliche Zahl der Todesfälle die der Geburten. 1975 lag das Defizit schon bei 207.000, bevor es sich bis 1988 wieder erholte (minus 8.000). Anschließend hat sich der Wert tendenziell erneut vergrößert.

Eine wesentliche Ursache für den momentanen Anstieg ist die zunehmende Alterung der Bevölkerung: Die gestiegene Lebenserwartung und das Nachrücken stark besetzter Jahrgänge in ein höheres Lebensalter haben die Zahl alter Menschen ansteigen lassen. Selbst eine konstante oder wachsende Kinderzahl führt dann zu einem steigenden Geburtendefizit. Dieser langfristige demografische Trend hat sich schon seit Jahren abgezeichnet. Der Einfluss der Corona-Sterblichkeit auf diese Entwicklung verstärkte den Effekt, war aber nicht maßgeblich.

Statistik 2021: Tiefststand bei Hochzeiten, Hoch bei Geburten

Noch nie haben in der Bundesrepublik Deutschland so wenige Paare geheiratet wie im Jahr 2021. Zugleich kamen im zweiten Jahr der Corona-Pandemie hierzulande so viele Kinder zur Welt wie seit 1997 nicht mehr, wie das Statistischen Bundesamt (Destatis) am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Nach vorläufigen Angaben ließen sich 2021 rund 357.800 Paare trauen, das waren noch einmal 15.500 oder 4,2 Prozent weniger geschlossene Ehen als 2020, in dem die Zahl bereits um 10,3 Prozent gegenüber 2019 gesunken war.

Geburtenrate gestiegen / © Patrick Pleul (dpa)
Geburtenrate gestiegen / © Patrick Pleul ( dpa )

Bildung als Entwicklungspotenzial

Insgesamt starben hierzulande in den letzten fünf Jahrzehnten gut 6,1 Millionen Menschen mehr als zur Welt kamen. Dass die Bevölkerungsgröße Deutschlands seit 1972 trotzdem um mehr als vier Millionen zugenommen hat, ist auf Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen.

Auch in Zukunft wird es laut Bundesinstitut in Deutschland weiterhin ein Geburtendefizit geben. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des BiB weisen jedoch darauf hin, dass für das Entwicklungspotenzial eines Landes nicht alleine die absolute Bevölkerungsgröße oder die Geburtenentwicklung entscheidend sind. Ein wesentlicher Aspekt ist, wie gut die hier lebenden Menschen ausgebildet sind. "Angesichts des Geburtendefizits ist es daher umso wichtiger, verstärkt in Bildung zu investieren und zwar von Anfang an", so C. Katharina Spieß, Direktorin des BiB.

Quelle:
KNA