DOMRADIO.DE: Was ist der aktuelle Stand? Was wissen Sie über den geplanten Anschlag und auch über den Schüler, der dahinter stand?
Pater Otto Nosbisch (Direktor Salesianer Don Bosco im Bistum Essen): Zuerst einmal lässt sich sagen, dass wir durch Hinweise darauf aufmerksam gemacht worden sind, dass überhaupt ein solcher Anschlag vorgesehen war. Aufgrund der Hinweise haben wir dann natürlich sofort die Polizei informiert. Das war am Mittwochnachmittag gegen 16.00 Uhr. Die Polizei hat daraufhin sofort einen Einsatzwagen hierher geschickt, die mit dem Schulleiter Lothar Hesse und mir als Vertreter des Schulträgers des Don Bosco Gymnasiums gesprochen haben.
Wir haben in den Informationen, die wir bekommen haben, eine akute Gefährdungslage gesehen und das hat die Polizei entsprechend so aufgenommen. Von daher ist eine ganze Maschinerie in Gang gekommen.
Aber wichtig ist zu sagen, dass ohne diese hohe Aufmerksamkeit derjenigen, die uns die Hinweise gegeben haben, Schreckliches hätte passieren können.
DOMRADIO.DE: Der Junge ist in seinem Kinderzimmer festgenommen worden. Was haben die Beamten da gefunden?
Nosbisch: Die Beamten sind in der Nacht in seinem Wohnhaus, wo er und auch die Eltern vorgefunden wurden, eingedrungen und haben erst einmal die Dinge, die sie entdeckt haben, sichergestellt. Es wird von selbstgebasteltem möglichen Bombenmaterial gesprochen, auch von Gewehrläufen, die es gegeben haben soll, sowie von Möglichkeiten, eine sogenannte Nagelbombe zu entzünden.
Diese Dinge wurden vorgefunden, teilweise noch nicht völlig fertiggestellt, aber sehr wohl mit Anleitungen, mit Material und all dem, was die Beamten entdeckt haben
Dazu haben sie auch rassistisches Material entdeckt, aus dem hervorgehen konnte, dass er sich auch radikalisiert hat. Danach ist der Junge mitgenommen worden. Er ist nach wie vor bei der Polizei. Er wird entsprechend verhört und auch die Eltern wurden mitgenommen, um sie zu verhören.
DOMRADIO.DE: Sie haben sich dann entschlossen, die Schule heute geschlossen zu lassen, Schule und Schulgelände zu sperren. Warum dieser Schritt?
Nosbisch: Es gab mögliche Hinweise darauf, dass der Schüler innerhalb der Schule explosives Material gelagert hat, beziehungsweise möglicherweise angebracht hat, das sich dann aus sich heraus entzünden könnte und großes Unheil anrichten könnte. Deswegen hat die Polizei mit einer Hundertschaft und zehn Polizeihunden das gesamte Gelände und jeden Raum umgedreht und auf solches entsprechend gefährdendes Material untersucht.
Die Beamten haben dann gegen 15.30 Uhr das Gelände verlassen und konnten uns sagen, dass die ganze Schule frei ist, dass kein Bereich in irgendeiner Weise gefährdet sei, dass man kein solches Material gefunden habe.
DOMRADIO.DE: Wie wollen Sie das jetzt aufarbeiten? Mit Schulseelsorgern?
Nosbisch: Wir haben entschieden, dass die Schüler und Schülerinnen morgen noch nicht zur Schule kommen werden, wohl aber das Kollegium. Wir haben sie für 10.00 Uhr zu einer Dienstbesprechung einberufen, um mit dem Kollegium erst einmal alles durchzugehen, sie bestmöglich zu informieren. Die Fragen, die da aufkommen, die Ängste, die da aufkommen, auch wahrzunehmen und anzuhören und so erst einmal zu schauen, dass innerhalb des Kollegiums eine gewisse Ruhe hineinkommt.
Es sind uns seitens der Polizei, seitens des Bistums, auch seitens der Bezirksregierung Hilfen für psychologische und pädagogische Beratung angeboten worden. Morgen in dieser Dienstbesprechung wird auch ein Psychologe dabei sein, der auch beratend mit einwirken kann.
Ich selbst bin ja auch Priester und habe morgen Besuche bei einer Familie, die besonders betroffen ist und wo Ängste aufgetaucht sind, sodass wir versuchen, diesen Notstand bei den Eltern sehr ernst zu nehmen und wenn da Hilfen notwendig sind, diese Hilfen auch zu geben.
Das Interview führte Hilde Regeniter.