Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Kalte Dusche für den Frieden?

Ich habe eine herrlich konsequente Schwägerin. Sie verzichtet zum Beispiel wo immer es geht auf ihr Auto, weil sie die Umwelt nicht unnötig belasten will. Aus diesem Grund und im Hinblick auf das nötige Tierwohl verzichtet sie auch auf Fleisch. Sie hängt das alles nicht an die große Glocke, sondern macht es einfach. Ihre Devise: Es gibt nichts Gutes - außer man tut es! Ihre neueste Konsequenz, die ihr Sohn uns so ganz nebenbei am Küchentisch verriet: "Mama duscht nur noch kalt - für die Ukraine!" Unglaublich: Da wird Land auf und Land ab monatelang über Lieferung von Waffen diskutiert - und meine Schwägerin reduziert ganz einfach mal eigenverantwortlich und vorbildlich ihren Energiebedarf! Wenn alle so konsequent wären, könnten wir vermutlich schon jetzt auf die Lieferung von russischem Gas verzichten. Experten gehen davon aus, dass alleine Deutschland 200 Millionen Euro pro Tag (!) für Energie an Russland überweist und so die russische Kriegskasse füllt. Ich gebe zu - ich bin noch Warmduscher, immerhin aber um eine Verkürzung meiner Duschdauer bemüht. 

Ich bewundere Menschen wie meine Schwägerin, die, wenn sie erkannt haben, dass ihr Handeln problematisch ist, es konsequent ändern. Christen sind da besonders gefordert, denn Jesus ist für seine radikale Konsequenz bekanntlich am Kreuz gelandet. Doch seine Botschaft der konsequenten Nächstenliebe und konsequenten Umkehr zum Leben hat gerade auch deshalb überlebt. Übrigens: Konsequentes Kaltduschen für den Frieden ist nicht lebensgefährlich. Nach Auskunft meiner Schwägerin sogar "sehr erfrischend"! ;-)

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