Das Team aus vier Historikern und einer Ethnologin präsentiert seine Ergebnisse am Vormittag der Presse; die Untersuchung übergibt es dann mittags Betroffenen sowie dem Münsteraner Bischof Felix Genn.
Abends stellt es die Studie der Öffentlichkeit im Rahmen einer Veranstaltung in Münster vor.
Schon vor der Präsentation äußerte sich Studienleiter Thomas Großbölting mit einer Forderung an die Politik. "Es wäre meines Erachtens gut, wenn die Politik, wie zum Beispiel in Irland, es sich zur Aufgabe machen würde, stärker in diesen Aufarbeitungsprozess einzugreifen", sagte der Historiker, der mittlerweile in Hamburg lehrt, dem WDR.
Betroffene hätten sich zu Anwälten ihrer eigenen Sache gemacht, "mit der Öffentlichkeit zusammen, aber mit wenig Unterstützung der Politik".
Zwischenergebnisse legen Verfehlungen nahe
Die Untersuchung behandelt unter anderem die Frage, wie kirchliche Führungskräfte mit Missbrauchsfällen umgingen. Bereits Ende 2020 legte das Forschungsteam Zwischenergebnisse vor. Demnach zeigten frühere Bistumsleiter, darunter auch Bischöfe, große Milde für Missbrauchstäter sowie "massives Leitungs- und Kontrollversagen".
Das Bistum Münster hatte die Studie in Auftrag gegeben und den Forschenden zugleich Unabhängigkeit zugesichert. Anders als andere Diözesen entschied sich Münster gegen ein juristisch angelegtes Gutachten wie in Köln oder München, sondern beauftragte das Team aus vier Historikern und einer Ethnologin.
"Nur der erste Schritt"
Dafür erntete die Diözese Lob. Rechtliche Gutachten seien eher problematisch, da sie nur "ein erster Schritt, ein Beweismittel für eine Urteilsfindung" seien, sagte Jesuitenpater Klaus Mertes. Die "historische Rekonstruktion" weite dagegen den Blick auf "die systemischen, gesellschaftlichen, kulturellen Kontexte".
Mertes hatte 2010 als damaliger Leiter des Canisius-Kollegs in Berlin den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche wesentlich bekannt gemacht. Mit Blick auf die Veröffentlichung richtete das Bistum eine Telefon-Hotline für Missbrauchsbetroffene ein. Auch Menschen, die Angaben zu Fällen sexualisierter Gewalt machen wollen, können sich ab Montag für eine Woche unter (02 51) 49 56 25 2 melden.