Berliner Generalvikar wirbt für Delegieren von Aufgaben

Sonst droht Überforderung

Der Berliner Generalvikar Manfred Kollig sieht in der katholischen Kirche "zuviel Verantwortung an die leitenden Ämter gebunden". Dies könne zu einer Überforderung der Amtsträger führen, falls sie Aufgaben nicht delegieren.

 Manfred Kollig
 / © Werner Schüring (KNA)
Manfred Kollig / © Werner Schüring ( KNA )

Das sagte Kollig im Podcast "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, der am Montag veröffentlicht wurde.

So hätten kirchliche Amtsträger mit Personalverantwortung in Fällen sexualisierter Gewalt früher oft "individuell entschieden", anstatt weitere Mitarbeitende einzubeziehen, und damit auch Schuld auf sich geladen, erklärte der Verwaltungschef des Erzbistums Berlin.

Überfordert sein könnten Amtsträger zudem mit Blick auf einen sachgerechten Umgang mit Kirchenfinanzen.

Kritik an Andreas Sturm

In dem Podcast kritisierte auch der frühere Generalvikar des Bistums Speyer, Andreas Sturm, an die Ämter in der katholischen Kirche seien so viele Aufgaben gebunden, dass es zu einer Überforderung führen könne.

Andreas Sturm (Bistum Speyer)

Zugleich äußerte er sich skeptisch mit Blick auf die Bestrebungen des Reformdialogs Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland, das kirchliche Amtsverständnis zu reformieren. Solche Versuche seien seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) erfolglos geblieben, betonte Sturm, der die katholische Kirche im Mai verlassen und zur alt-katholischen Kirche gewechselt hatte.

Er äußerte die Befürchtung, dass der Synodale Weg reformorientierten Katholikinnen und Katholiken Hoffnung mache, "die am Ende wieder enttäuscht wird".

Blick auf den Reformdialog

Kollig äußerte sich zuversichtlicher über den Reformdialog und wertete ihn als "großen Fortschritt". Er habe in der Kirche "noch nie erlebt, dass Dinge so offen beim Namen genannt und angstfrei vorgetragen werden".

Mit Blick auf die Reformdebatten warb der Generalvikar dafür zu schauen, ob eine Minderheit immer blockieren könne, wenn eine Mehrheit zu besserer Einsicht komme. Er warb dafür, in kirchlichen Streitfragen "aus dem Geist Jesu heraus" auch unterschiedlich zu handeln.

Erzbistum Berlin

Das Erzbistum Berlin umfasst das Land Berlin, den größten Teil Brandenburgs sowie Vorpommern und einen kleinen Teil Sachsen-Anhalts. In seinen Kirchengemeinden leben rund 362.000 Katholiken. In seiner jetzigen Form wurde das Erzbistum 1994 errichtet. Erzbischof Dr. Heiner Koch übernahm die Bistumsleitung am 19. September 2015. Bischofssitz ist die St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte.

Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 (shutterstock)
Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 ( shutterstock )
Quelle:
KNA