Erzbistum sammelt Steine für Altar der Hedwigs-Kathedrale

"Wie Rosinen in einem Kuchenteig"

Die Umbauarbeiten in der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale schreiten voran. Ganz neu wird der Altar der Kirche gestaltet. Er besteht künftig aus kleinen Steinen der Gläubigen des Erzbistums, wie Dompropst Tobias Przytarski erzählt.

Ein Mädchen zeigt zwei Steine vor der Sankt Hedwigs-Kathedrale für den neuen Altar / © Joerg Carstensen (dpa)
Ein Mädchen zeigt zwei Steine vor der Sankt Hedwigs-Kathedrale für den neuen Altar / © Joerg Carstensen ( dpa )

DOMRADIO.DE: Seit Mai 2020 wird die historisch bedeutendste katholische Kirche von Berlin, die Sankt-Hedwigs-Kathedrale, renoviert. Teil der Kathedrale in Berlin-Mitte wird auch ein neuer Altar sein. Warum bleibt der alte Altar nicht?

Tobias Przytarski (Berliner Dompropst): Der alte Altar war Bestandteil der Architektur aus den 1960er Jahren. Der ließ sich gar nicht getrennt wieder aufstellen. Insofern konnten wir ihn leider nicht retten.

Tobias Przytarski / © Markus Nowak (KNA)
Tobias Przytarski / © Markus Nowak ( KNA )

DOMRADIO.DE: War der Altar vielleicht auch ein bisschen hässlich?

Przytarski: Nein, aber er war von der Gestalt her der Architektur aus den 1960er Jahren komplett angepasst. Er hätte natürlich auch aufgrund der Gestaltung nicht gepasst. Aber wie gesagt, selbst wenn man es gewollt hätte, es wäre nicht gegangen.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie für den neuen Altar schon ganz viele kleine Steine aus dem Erzbistum Berlin gesammelt. Kommen die später dann in eine Betonmasse, aus der der Altar gegossen wird?

Przytarski: Genau. Es ist eine Art Kunststein, der mit diesen gespendeten Steinen vermengt wird. Ein etwas banaler Vergleich: Es ist ein bisschen wie Rosinen in einem Kuchenteig. Man wird einige von ihnen außen am Altar sehen können. Andere werden in der Masse drinstecken und man wird sie dann nicht mehr sehen können.

DOMRADIO.DE: Um verbaut zu werden, dürfen die Steine auch nur vier Zentimeter groß sein. Aber es sind wahrscheinlich nicht nur Kieselsteine gesammelt worden, oder?

 Kathedrale Sankt Hedwig
 / © Kristian Barthen (KNA)
Kathedrale Sankt Hedwig / © Kristian Barthen ( KNA )

Przytarski: Wir haben am vergangenen Fronleichnams-Fest die große Stein-Sammlung durchgeführt. Da sind ganz unterschiedliche Steine dabei zusammen gekommen. Kinder aus einer katholischen Schule haben jeden Stein liebevoll bemalt. Es sind Steine, die für die meisten Leute irgendeine besondere Bedeutung haben oder eine Erinnerung an Reisen oder an Personen darstellen. Es ist schon sehr anrührend, was wir alles an Geschichten zu den Steinen gehört haben.

DOMRADIO.DE: Sie können aber noch mehr gebrauchen. Sie wünschen sich auch Steine außerhalb des Erzbistums. Vom Kölner Dom bekommen Sie auch einen für den Altar. Welche Symbolik steckt denn hinter dem gemeinsamen Steinesammeln?

Przytarski: Es gibt ja das Wort von den lebendigen Steinen, die zusammen die Kirche bilden. Genauso gibt es das Wort von dem einen Leib und den vielen Gliedern. Das versuchen wir ein bisschen symbolisch umzusetzen, indem die Steine die Spender und die Orte, aus denen gespendet wird, versinnbildlichen.

Das alles wird dann in diesem einen Altar zusammengegossen, der ein Symbol für Christus ist. Also sind wir sozusagen als Glieder in diesem einen Christus-Symbol präsent.

Modell für die Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale / © Walter Wetzler (KNA)
Modell für die Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale / © Walter Wetzler ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wenn man noch einen schönen Stein hat, gibt es dann noch Chancen, den im neuen Altar unterzubringen?

Przytarski: Es gibt noch Chancen. Ganz lange geht es nicht mehr, weil die gespendeten Steine heute schon an die Firma geschickt werden.

Aber die Verarbeitung wird noch ein bisschen dauern. Die werden damit noch experimentieren. Ich schätze mal, zwei bis drei Wochen besteht noch die Gelegenheit Steine abzugeben.

DOMRADIO.DE: Kann man den Stein mit der Post schicken?

Przytarski: Sie können es mir oder der Pressestelle im Erzbistum mit der Post schicken. Die kommen dann schon an.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Stationen in der Geschichte der Sankt-Hedwigs-Kathedrale

1747: Baubeginn auf Initiative unter anderen von Friedrich dem Großen als Rundbau mit Kuppel nach dem Vorbild des Pantheons in Rom. Mit Unterbrechungen entsteht das erste katholische Gotteshaus Berlins nach der Reformation. Ein Anlass ist die Zuwanderung von Katholiken aus Schlesien.

1. November 1773: Weihe der Kirche durch den Fürstbischof des Ermlands, Ignacy Krasicki. Benannt ist sie nach der heiligen Hedwig von Andechs (1174-1243), Herzogin von Schlesien.

Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 (shutterstock)
Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 ( shutterstock )
Quelle:
DR