Neuer Kölner Generalvikar Assmann tritt sein Amt an

"Macht auf mehrere Schultern verteilen"

Er bleibt Dompropst, aber es kommt eine neue Aufgabe hinzu. Seit diesem Freitag ist Guido Assmann auch Generalvikar des Erzbischofs. Im Interview spricht er über die Situation im Erzbistum und wie er das Miteinander stärken will.

Guido Assmann / © Harald Oppitz (KNA)
Guido Assmann / © Harald Oppitz ( KNA )
Generalvikar Guido Assmann im DOMRADIO.DE-Studio (DR)
Generalvikar Guido Assmann im DOMRADIO.DE-Studio / ( DR )

DOMRADIO.DE: Es gibt in Ihrem Leben ja eine sehr schöne Tradition. Wenn Sie ein Aufgabenfeld gewechselt haben, sind Sie immer zu Fuß von Ihrer alten Arbeitsstätte zur neuen gepilgert. Wie wird das dieses Mal sein? Der Weg ist ja nicht so weit!

Monsignore Guido Assmann (Generalvikar und Dompropst): Ja, das stimmt. Das war eine Idee aus der Zeit meiner ersten Kaplanstelle in Eitorf an der Sieg. Dann ging es nach Köln-Klettenberg, ungefähr 70 Kilometer. Und die Messdiener damals haben gesagt: "Herr Kaplan, wir bringen Sie nach Köln!" Und dann sind wir mit 25 jungen Menschen damals zu Fuß gelaufen, zwei Tage. Ich bin humpelnd angekommen in Köln. Jetzt wird der Weg nicht so lang sein. Ich habe morgens die Messe im Dom und anschließend dann zu Fuß vom Dom zum Generalvikariat, ich denke, das Wegstück wird schaffbar sein!

Auf dem Weg vom Dom zur neuen Aufgabe im Generalvikariat: Msgr. Bosbach begleitet den neuen Generalvikar Guido Assmann (DR)
Auf dem Weg vom Dom zur neuen Aufgabe im Generalvikariat: Msgr. Bosbach begleitet den neuen Generalvikar Guido Assmann / ( DR )

DOMRADIO.DE: Sie bleiben zugleich ja auch Dompropst. Kann man  beide Aufgaben Dompropst und Generalvikar zusammen schaffen?

Assmann: Ich denke, das wird sich in nächster Zeit zeigen, ob beides zusammen machbar ist; wie groß die Belastungen sind. Ich habe großen Respekt vor der neuen Aufgabe. Da ist sehr, sehr viel Arbeit. Ich bin ja in den letzten Wochen da schon ein wenig reingewachsen in diese Arbeit. Ich erhoffe mir und denke, dass es eine gute Entscheidung des Erzbischofs ist, ein neues Amt zu schaffen, nämlich eine Amtsleitung.

Die Stelle wird in Kürze ausgeschrieben. Es wird eine Frau oder ein Mann mit Fachkenntnissen in Verwaltung und in Leitung einer solch großen Behörde gesucht, die oder der dann hoffentlich ab Januar im Generalvikariat eine ganz wichtige Aufgabe übernehmen kann; das heißt, mit Fachkompetenz all das Gute, was da schon geschieht, im Generalvikariat bündeln kann und damit auch hoffentlich einige Lasten von den Schultern des Generalvikars nehmen kann, der ja Priester ist und damit Theologie und Philosophie, aber nicht Verwaltung studiert hat. Vom Gedanken, Fachkompetenz reinzuholen und auch Macht zu verteilen auf viele verschiedene Schultern, verspreche ich mir doch einiges von.

DOMRADIO.DE: Der Erzbischof von Köln hat Ihnen ja nicht nur Ihre Ernennungsurkunde zum Generalvikar überreicht, sondern auch ein Geschenk. Was hat er Ihnen geschenkt?

Symbolische Schlüsselübergabe: Markus Hofmann übergibt an seinen Nachfolger Generalvikar Guido Assmann (DR)
Symbolische Schlüsselübergabe: Markus Hofmann übergibt an seinen Nachfolger Generalvikar Guido Assmann / ( DR )

Assmann: Er hat mir ein Kreuz geschenkt und gesagt, da sollte und dürfte ich öfter mal draufschauen. Das ist eine schöne Erinnerung an die eigene Priesterweihe. Bei der Priesterweihe wird auch auf das Kreuz, auf die Kreuzesnachfolge Jesu verwiesen. Und damals hat der Weihebischof, das war Kardinal Meisner, uns Priester-Kandidaten bei der Weihe ein kleines Kreuzchen geschenkt, das bis heute in meinem Arbeitszimmer hängt.

DOMRADIO.DE: Gestern haben Sie bei der Übergabe der Ernennungsurkunde auch gesagt, dass Sie jetzt keine Regierungserklärung abgeben möchten, weil Sie ja gar nicht regieren wollen. Wie sehen Sie Ihr Amt denn dann?

Assmann: "Moderator der Kurie" ist so ein Begriff, der auch auf der Urkunde steht. Das ist ein etwas sperriger Begriff und den muss man sicher erst mal definieren. Dazu gehört sicherllich: die Dinge zusammenführen, die vielen Fachabteilungen, die vielen Menschen, die im Generalvikariat arbeiten. Aber auch den Bischof nach außen hin zu vertreten, auf den Fachrat der Leute zu hören. Und dort, wo ich dann im Auftrag des Bischofs und im Namen des Bischofs Entscheidungen fällen muss, vorher die Sachkompetenz der Mitarbeitenden zu hören und dann hoffentlich richtige und gute Entscheidungen zu treffen.

DOMRADIO.DE: Die Situation im Erzbistum Köln ist ja zurzeit nicht einfach, zumal Papst Franziskus immer noch nicht entschieden hat, wie er mit dem Rücktrittsgesuch von Kardinal Woelki umgeht. Wie sehen Sie das auch als neuer Generalvikar?

Assmann: Viele Leute warten darauf, dass irgendeine Entscheidung oder ein Signal aus Rom kommt. Das kann man, glaube ich, auch ganz gut verstehen. Die einen hoffen, dass das angenommen wird und der Bischof ersetzt wird. Die anderen sagen: "Hoffentlich bleibt dieser Bischof mit seiner theologischen Grundhaltung und seinem Verständnis vom Bischofsamt uns erhalten."

Generalvikar Guido Assmann

"Es wäre sicherlich nicht schlecht, wenn der Heilige Vater ein Signal geben würde, damit eine gewisse Sicherheit auch unter den Gläubigen da ist."

Und das ist auch durchaus ein Moment, der spalten kann oder zu großen Spannungen führen kann. Ich würde das eigentlich so sehen, obwohl ich ja weder bei den Gesprächen dabei war, noch kenne ich dieses Schreiben vom Kardinal an den Papst: wir Priester versprechen bei unserer Weihe dem Bischof Ehrfurcht und Gehorsam.

Ich stelle mir das so vor, dass der Bischof dem Papst sinngemäß gesagt hat: "Ich habe das Amt von Ihnen erhalten, und nur Sie können mir das Amt nehmen. Aber wenn Sie zu der Erkenntnis kommen, dass es für das Erzbistum Köln besser wäre, dass hier ein anderer Bischof seinen Dienst tut, werde ich dem nicht im Wege stehen. Fühlen Sie sich also frei zu entscheiden." Und das ist ein Ausdruck der Freiheit, dass der Bischof das so geäußert hat und nicht darauf wartet, dass irgendwann eine Entscheidung kommt.

Insofern müsste jetzt eigentlich nichts entschieden werden. Aber dass die Menschen hier darauf warten, weil das jetzt so in der öffentlichen Diskussion auch wahrgenommen worden ist, der Bischof es ja auch selber gesagt hat, wäre es sicherlich nicht schlecht, wenn der Heilige Vater ein Signal geben würde, damit eine gewisse Sicherheit auch unter den Gläubigen da ist.

DOMRADIO.DE: Anfang der Woche sind ja auch die Austrittszahlen aus der katholischen Kirche bekannt geworden und es ist leider kein Geheimnis, dass sie für das Erzbistum verheerend ausgefallen sind. Da heißt es ja jetzt, die Ärmel hochzukrempeln. Wie kann das denn gelingen, für die Kirche Vertrauen zurückzugewinnen?

Generalvikar Guido Assmann

"Kirche sind wir alle gemeinsam, das ist der Bischof mit den Gläubigen und die Gläubigen mit dem Bischof..."

Assmann: Mit vielen Leuten ins Gespräch zu kommen, sich nicht wegzuducken, für die Menschen da zu sein. Viele unterscheiden ja auch und sagen: "Hier in der Pfarrei, wo ich bin, oder in dem Verband, wo ich bin, da wird gute Arbeit geleistet, da gibt es ein gutes Miteinander bei allen menschlichen Schwächen, die es überall gibt. Aber die da oben!" Diese Kluft zu schließen, die nicht gut ist, denn Kirche sind wir alle gemeinsam, das ist der Bischof mit den Gläubigen und die Gläubigen mit dem Bischof und mit ihrem Priester, mit ihrem Pastor und Kaplan und mit den pastoralen Diensten und allen, die irgendwo tätig sind.

Viele wollen ihre Kinder in katholische Schulen oder in den katholische Kindergarten schicken, die in aller Regel einen guten Ruf haben, auch die Caritas hat einen guten Ruf. Aber viele unterscheiden zwischen der sogenannten Amtskirche und den Erfahrungen auf der Pfarrebene. Es wäre schön, wenn wir wieder dazu kommen, dass wir nicht ein Gegeneinander haben, sondern ein Miteinander. Denn nur so kann das die Kirche sein, die Jesus möchte und deren Haupt er ist.

DOMRADIO.DE: Wenn man Sie kennt, dann weiß man ja, dass Sie auch Seelsorger aus Leidenschaft sind. Jetzt werden Sie in Zukunft einen sehr hohen Managerposten haben. Wie kann es da gelingen, auch Pastor zu bleiben?

Generalvikar Guido Assmann

"Mit den Leuten auch nach den Gottesdiensten noch ins Gespräch zu kommen, das sind Elemente, die wichtig sind!"

Assmann: Ja, indem ich auf jeden Fall jeden Tag Gottesdienste feiere; ob im Dom oder woanders, oder auch Beichte beispielsweise höre oder nach den Messen draußen vor der Kirche mit Leuten ins Gespräch komme. Oder auch das, was ich jetzt vertretungsweise ein ganzes Jahr habe machen dürfen, nämlich Firmfeiern zu übernehmen. Das ist ja nicht eigentlich die Aufgabe eines Generalvikars, auch nicht als Dompropst, aber da mit den Leuten auch nach der Feier noch ins Gespräch zu kommen, das sind Elemente, die wichtig sind und das sind auch Dinge, die man nicht aus dem Blick verlieren sollte. Wenn ein Pastor noch so viel Pfarreien hat, wenn er sagt, ich kann jetzt nicht mehr Beerdigungen und nicht mehr Hochzeiten feiern und taufen, das müssen andere machen, dann, denke ich, gibt er etwas ganz, ganz Wichtiges auf, wofür wir aber auch zum Priester geweiht sind. Dann, finde ich, muss man die Aufgaben anders verteilen.

Das Interview führte Julia Reck.

Quelle:
DR