DOMRADIO.DE: Welche Kriterien sollte der Baum am Dom erfüllen?
Birgit Grothues (Pressesprecherin vom Weihnachtsmarkt am Kölner Dom): Viele kennen den Weihnachtsmarkt am Dom oder haben Bilder davon gesehen. Unser großer Baum mit dem Lichterzelt ist das Erkennungsmerkmal und Herzstück des Kölner Weihnachtsmarktes. Der sollte natürlich auch eine gewisse Größe haben: Er sollte 22 bis 25 Meter hoch sein. Wichtig ist für uns, dass er auch rundherum schön gewachsen ist, weil man ihn von allen Seiten sehen kann.
DOMRADIO.DE: Wo findet man denn so einen Baum?
Grothues: Das ist gar nicht so einfach, denn im Wald findet man den eben nicht einfach so. In der Natur haben die Bäume meistens eine Schokoladenseite, die schön gewachsen ist, weil sie der Sonne zugerichtet ist. Die andere Seite sieht oft nicht so schön aus. Das heißt, er sollte schon freistehend sein, sodass er rundum schön gewachsen ist.
Einerseits haben wir unseren Baumdienstleister, der uns den Baum dann auch immer fällt und auch bis zum Dom bringt und dort aufstellt. Der fährt eigentlich das ganze Jahr schon immer durch die Gegend und hat im Hinterkopf: Ich brauche einen Baum für den Weihnachtsmarkt am Kölner Dom. Und wir suchen andererseits parallel und starten deswegen auch immer über unsere sozialen Netzwerke einen Aufruf. Das haben wir jetzt auch wieder getan und wir haben tatsächlich auch schon einen sehr aussichtsreichen Kandidaten als Bewerbung reinbekommen.
DOMRADIO.DE: Der Weihnachtsbaum beim Papst in Rom wird immer von einer bestimmten Region gestiftet. Das heißt, am Kölner Dom läuft es anders?
Grothues: Genau, uns ist es wichtig, dass der Baum nachhaltig gefällt wird. Bei uns stehen meistens Bäume, die sowieso gefällt hätten werden müssen, beispielsweise freistehende Bäume in Vorgärten, die zu groß geworden sind oder nicht mehr sicher stehen. Diese lassen wir fachgerecht fällen und stellen sie bei uns auf. In der Regel kommt der Baum deshalb aus NRW. Wir wollen jetzt keinen Baum aus Bayern mit einem riesen Transport und Aufwand hier hoch transportieren. Das ist dann auch nicht mehr verhältnismäßig.
DOMRADIO.DE: Wird es denn mit durch das Extremwetter und den Klimawandel künftig noch schwerer einen passenden Baum für den Dom zu finden?
Grothues: Bis jetzt eigentlich nicht. Thema ist bei uns eher, dass durch Stürme und Orkane viele große Bäume dann vielleicht nicht mehr sicher stehen und sowieso gefällt werden müssten. Das sind dann wieder Kandidaten, die eventuell bei uns im Dom stehen können.
DOMRADIO.DE: Wie überlebt der Baum dann vier Wochen auf dem Weihnachtsmarkt? Man kann ihn ja nicht einfach in einen Eimer Wasser stellen...
Grothues: Der Baum steht bei uns mitten in der Bühne. Die Bühne ist quasi unser "Baumständer". Er wird erst zwei Tage bevor er aufgestellt wird gefällt und nach Köln gebracht. Er überlebt die Zeit eigentlich ganz gut und landet am Ende, wenn wir abdekoriert haben, im Zoo. Dort wird er an die Elefanten verfüttert.
DOMRADIO.DE: Sie haben jetzt einen Kandidaten in Aussicht, aber Sie suchen trotzdem noch weiter?
Grothues: Die Bewerbung kam ganz frisch rein. Jetzt muss von unserem Baumdienstleister erst einmal geschaut werden: Ist der wirklich so groß? Das ist für uns als Laien manchmal nicht so leicht einzuschätzen. Kann man den auch gut fällen? Kommt man da gut ran? Der Dienstleister hat ihn bislang nur auf Fotos gesehen. Deswegen sind wir noch auf der Suche - und wenn nicht für dieses Jahr, dann vielleicht für nächstes Jahr. Das ist ein wirklich wichtiges Thema für uns, deswegen kann man da nie genug zur Auswahl haben.
Das Interview führte Julia Reck.