DOMRADIO.DE: Ganz herzliche Glück- und Segenswünsche zu Ihrem Jubiläumstag vom ganzen Team im DOMRADIO!
Sr. Katharina Hartleib OSF (Kongregation der Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung zu Olpe): Schönen Dank, ich freue mich!
DOMRADIO.DE: Wie war das vor 40 Jahren? Das Wetter genauso strahlend schön wie heute?
Sr. Katharina: Es war ein unglaublich heißer Tag und es zog sich über den Nachmittag schon so ins gelb-hellgrüne. Also, es war klar, da würde etwas kommen. Und es wurde so. Als die Einkleidung beginnen sollte, ist ein mordsmäßiges Gewitter auf uns runtergeprasselt. Wir saßen in der Kapelle und haben gesagt: Wow, was wird denn das, wenn das schon so mit Blitz und Donner losgeht?
DOMRADIO.DE: Sie waren nicht alleine. Wer war noch dabei?
Sr. Katharina: Wir waren zu zweit, Schwester Christina und ich. Und wir sind auch beide noch da.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie heute auf eine so lange Zeit im Orden zurückblicken: Was waren die Dinge, auf die Sie besonders dankbar zurückblicken?
Sr. Katharina: Zum Beispiel die Feiern der ewigen Profess. Ich bin ja zu tiefen DDR-Zeiten eingetreten und da hatten wir jedes Jahr junge Frauen, die sich gewagt haben, diesen Schritt zu gehen, das Gelübde auf Lebenszeit abzulegen. Das hat mich immer richtig gepackt. Und dann habe ich immer gedacht: Meine Güte, wie kann man so was machen? Und als ich dann selber soweit war, dachte ich: Ja, ich will das machen!
Und dann gab es natürlich diesen einen großen Punkt, den wir alle erlebt haben, 1989, die friedliche Revolution in der DDR mit viel Beteiligung von uns. Und dann auch der Mauerfall und alles, was hinterher dazugehört hat mit all den Umwälzungen in der Gesellschaft, auch in der Ordensgemeinschaft. Und dann gibt es noch einen dritten Punkt, der unglaublich hängengeblieben ist: Unser 150jähriges Ordensjubiläum und die Seligsprechung unserer Gründerin Maria Theresia Bonzel. Das war im Jahr 2013 und das war eine geniale Party ein ganzes Jahr lang.
DOMRADIO.DE: Gab es da auch Momente der Krise oder vielleicht auch des Zweifels?
Sr. Katharina: Krisen gab es ganz viele. Wenn man so eng mit Menschen zusammenlebt, dann knallt es auch. Und dann gibt es auch Gelegenheiten, wo man denkt: Oh meine Güte, wie kann man nur? Aber es gibt so eine schöne Regel bei uns, die heißt: Gehe am Abend nicht ins Bett, ohne das Problem geregelt zu haben. Manchmal ist es ja besser, man überschläft es mal, aber am nächsten Tag ist es dann gut, es zu lösen, sich auszusprechen, die Dinge zu klären. Und das fand ich immer gut. Das war nicht so selten. Wirkliche Krisen hatte ich aber keine.
DOMRADIO.DE: In Olpe kennt man sie als Ordensfrau, die mitten im Leben steht, die den Menschen in der Stadt überall auf Augenhöhe im normalen Alltag begegnet. Warum ist Ihnen das wichtig?
Sr. Katharina: Weil im Wirklichen geht Christsein überhaupt nicht anders. Jesus ist durch seine Zeit gezogen und hat die Leute getroffen, auf der Straße und am See und in den Häusern. Die Gelegenheiten im Tempel und in der Synagoge, die waren sehr selten. Das wirkliche Leben in der Nachfolge Jesu passiert auf der Straße, bei den Menschen, bei denen, um die es geht. Und deswegen war mir so wichtig, auch Franziskanerin zu werden, weil ich gemerkt habe, das entspricht mir, das entspricht meiner Art zu leben, zu denken, zu handeln. Und das entspricht auch Franziskus und noch viel mehr Jesus.
DOMRADIO.DE: Bei uns im DOMRADIO sind sie seit langem aktiv, unser Hörerinnen und User lieben Ihre Morgenimpulse. Erhalten Sie da Rückmeldungen?
Sr. Katharina: Das ist ja ganz vielfältig. Ganz viele Leute mailen oder melden sich so zwischendurch und sagen, dass die vielen Situationen, die ich so erzähle, ihnen helfen. Diese Verbindung von der alltäglichen Realität mit dem Evangelium. Ja, das ist ja ein bisschen so das Special, was mich ausmacht, zu gucken, was hat dieses Evangelium von diesem Gott, der uns erlöst hat, mit meinem realen Leben zu tun? Und dann gibt es natürlich auch die andere Seite, dass Leute immer mal wieder sagen: "Meine Güte, was redet die für einen Käse". Aber das ist ja normal. Eine Reaktion ist immer besser als keine. Und wenn jemand sagt, das ist Quatsch, da kann ich gut damit leben.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie nach vorne schauen, was wünschen Sie sich für die Zukunft? Was möchten Sie gerne noch erleben?
Sr. Katharina: Noch ganz viel richtiges Leben! Miteinander leben, miteinander gehen, miteinander feiern, miteinander traurig sein, miteinander sich freuen. Also dieses miteinander Leben mit den Menschen ringsherum, mit den Schwestern unserer Gemeinschaft. Wir waren ja jetzt gerade im Generalkapitel auch mit unseren Schwestern auf den Philippinen und in Amerika. Und dann einfach schauen: Wie kriegen wir dieses wunderbare Evangelium Gottes unters Volk?
Das Interview führte Katharina Geiger.
Hinweis: Schwester Katharina wird Ende August wieder den wochentäglichen Morgenimpuls für DOMRADIO.DE gestalten.