In einem Gastbeitrag für das Schweizer Portal kath.ch (Freitag) schreibt Kosch: "Entgegen der Behauptung der Erklärung des Heiligen Stuhls erachte ich diese keineswegs als 'notwendige' Klarstellung, sondern als unnötige Stimmungsmache kurz vor der Sommerpause."
Blick in die Satzung des Synodalen Wegs
Was das Dokument als "unzulässig" bezeichne, sei gemäß der Satzung des Synodalen Wegs ohnehin gar nicht möglich, fügte er hinzu. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Bischöfe bleibe durch die Beschlüsse unberührt. Und alle Beschlüsse, deren Themen einer gesamtkirchlichen Regelung vorbehalten seien, würden ohnehin lediglich dem Vatikan als Votum übermittelt.
Weiter kritisierte Kosch, der Text aus Rom lasse "in keiner Weise erkennen, dass seine Verfasser sich bemüht hätten, sorgfältig darauf zu hören, was die katholische Kirche in Deutschland auf dem Synodalen Weg beschäftigt und was sie motiviert, diesen anstrengenden Prozess zu gehen - in Glaube, Hoffnung und Liebe zur Kirche, aber auch in berechtigter Sorge um die Glaubwürdigkeitskrise der Kirche, die durch solche Erklärungen unnötig verstärkt wird".
Der Theologe nannte die Erklärung zudem "ein ungeheuerliches Misstrauensvotum" und kritisierte, dass sie auch keinen konkreten Absender habe: "Kein Dikasterium, erst recht kein Vertreter des Heiligen Stuhls übernimmt dafür persönlich Verantwortung. Diese Anonymität verunmöglicht den Dialog und ist mit der Synodalität der Kirche unvereinbar."
Warnung vor Alleingängen bei Reformen
Am Donnerstag hatte der Vatikan die deutschen Katholiken vor Alleingängen bei Kirchenreformen gewarnt. Der von den Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angestoßene Weg sei "nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten".
Das Präsidium des Synodalen Weges wies die Kritik zurück. "Wir werden nicht müde zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen 'deutschen Sonderweg' gehen wird", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Beide beklagen mangelnden Austausch mit dem Vatikan.
"Wir bemühen uns seit Beginn des Synodalen Weges von Seiten des Präsidiums um direkte Wege der Kommunikation mit den römischen Stellen." So ließen sich offene Fragen klären. "Leider ist das Synodalpräsidium bis heute nicht zu einem Gespräch eingeladen worden."