Papst feierte Messe mit 50.000 Gläubigen

Debatte um Vergebungsbitte

Bei der Papstmesse im Stadion von Edmonton am Dienstag nahmen 50.000 Gläubige teil. Seine Bitte um Vergebung wiederholte der Papst in der Messe nicht. Kritisiert wurde, dass die Liturgie kaum Elemente indigener Kulturen aufnahm.

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Von Roland Juchem
Papst Franziskus zelebriert einem Gottesdienst im Stadion von Edmonton / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus zelebriert einem Gottesdienst im Stadion von Edmonton / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Den zweiten vollen Besuchstag seiner "Buß-Reise" nach Kanada hat Papst Franziskus am Dienstagvormittag (Ortszeit) mit einer Messe im Stadion von Edmonton begonnen. In seiner Predigt rief er die Menschen auf, Erbe und Vermächtnis ihrer Vorfahren zu schätzen und fortzuführen. Gleichzeitig sollten sie selber zu Handwerkern einer besseren Zukunft werden. An dem Gottesdienst nahmen nach Angaben örtlicher Behörden rund 50.000 Menschen teil; viele kamen aus entfernten Landesteilen sowie aus den USA.

"Wir sind Kinder einer Geschichte, die es zu hüten gilt", so das Kirchenoberhaupt im Commonwealth Stadium, dem größten Freiluftstadion Kanadas. Damit bezog er sich auch auf das Traditionsbewusstsein der indigenen Völker des Landes und das wichtige Miteinander der Generationen. In ehemaligen, meist kirchlich geführten Residential Schools waren 150.000 Kinder ihren Familien entrissen, ihrer Kultur beraubt und so Generationen traumatisiert worden.

Kritik an Gestaltung der Messe

Eine explizite Bitte um Vergebung in Richtung der indigenen Völker Kanadas wie am Montag sprach der Papst in der Messe nicht aus. Zudem enthielt die Liturgie kaum Elemente indigener Kulturen, was einige Kommentare anschließend kritisch anmerkten. Der Eucharistieteil der Messe wurde größtenteils auf Latein gesprochen. Ihm stand - wegen der Kniebeschwerden des Papstes - Edmontons Erzbischof Joseph Smith vor.

Papst an Indigene: Kirche kniet nieder und bittet um Vergebung

Papst Franziskus hat mit einer ausführlichen Vergebungsbitte an Indigene seine "Bußwallfahrt" in Kanada begonnen. "Ich bitte demütig um Vergebung für das Böse, das von so vielen Christen an den indigenen Bevölkerungen begangen wurde", sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Montagvormittag (Ortszeit) vor Überlebenden früherer "Residential Schools" auf dem Gelände einer der größten dieser Internatsschulen in Maskwacis/Alberta.

Papst Franziskus betet auf dem Friedhof der Ermineskin Cree Nation zwischen den Gräbern der Schüler der Ermineskin Indian Residential School. / © Paul Haring (dpa)
Papst Franziskus betet auf dem Friedhof der Ermineskin Cree Nation zwischen den Gräbern der Schüler der Ermineskin Indian Residential School. / © Paul Haring ( dpa )

In seiner Predigt über das Verhältnis der Generationen zueinander sagte der Papst, insbesondere Großeltern könnten oft besser vermitteln, "dass Liebe niemals ein Zwang ist". "Lernen wir dies als Einzelne und als Kirche: Unterdrücken wir niemals das Gewissen der anderen, fesseln wir niemals die Freiheit unseres Gegenübers."

Unterdessen würdigte Kanadas Premierminister Justin Trudeau die Vergebungsbitte des Papstes gegenüber den Indigenen vom Montag. Gleichzeitig betonte er, Versöhnung sei Aufgabe aller Kanadier. Mit seiner Vergebungsbitte vom Montag, so Trudeau, sei Franziskus einer Aufforderung der kanadischen Wahrheits- und Versöhnungskommission von 2015 nachgekommen. Zur Aufarbeitung des historischen Unrechts in den sogenannten Residential Schools habe die Kommission 95 Handlungsschritte benannt.

Einer davon fordert den Papst auf, sich bei Überlebenden, ihren Familien und Gemeinschaften für die Rolle der römisch-katholischen Kirche "beim spirituellen, kulturellen, emotionalen, körperlichen und sexuellen Missbrauch ... in katholisch geführten Internatsschulen zu entschuldigen".

Weitere Forderungen der Indigenen

Führende indigene Vertreter Kanadas stellten nach der Entschuldigungsbitte des Papstes für die Zwangsassimilierung weitere Forderungen an die katholische Kirche. Stammesälteste und Opfer des kanadischen Internatssystems werteten die Worte des Bedauerns von Franziskus als aufrichtig, berichten Medien. Nun stelle sich die Frage, was daraus folge.

Franziskus habe sich "lautstark und deutlich" entschuldigt, so Großhäuptling George Arcand von den First Nations. Bisher fehle aber etwa eine Verpflichtung der Kirche zur Rückgabe von indigenen Artefakten. Auch gebe es nach wie vor keinen Zugang zu den Kirchenarchiven, um Täter und Opfer zu identifizieren.

Für den Nachmittag (ab 0.00 Uhr MESZ) ist ein Wortgottesdienst am Sankt-Anna-See vorgesehen. Der Lac Sainte Anne liegt gut 50 Kilometer westlich von Edmonton. Er ist traditionelles Wallfahrtsziel tausender Katholiken jährlich wie auch spiritueller Ort indigener Kulturen. Höhepunkt ist das Anna-Fest am 26. Juli.

Katholische Kirche in Kanada

Die katholische Kirche in Kanada hat eine vergleichsweise junge Geschichte. Mit den Europäern und ihrer Kolonialisierung Anfang des 17. Jahrhunderts kam der Katholizismus in die "Neue Welt". So waren es zunächst die Franzosen, die Missionare ins heutige Kanada schickten. Trotz der späteren Eroberung durch die Briten wuchs der Katholizismus in dem Land weiter.

Eine Kirche in Kanada / © Bob Silverman CDN (shutterstock)
Eine Kirche in Kanada / © Bob Silverman CDN ( shutterstock )
Quelle:
KNA