Vor Journalisten räumte der Erzbischof von Canterbury ein: "Ich mache diesen Job nun neuneinhalb Jahre, und ich muss sagen: Ich schäme mich sehr, dass wir noch keine größeren Fortschritte gemacht haben." Die Kirchen hätten sich in den etwa 500 Jahren seit der Reformation an die Trennung (habits of separation) gewöhnt. "Und es ist auch ein Teil unserer Philosophie, individuell und autonom zu sein", so der Welby. Es brauche einen frischen Anlauf, um das, was oft als "ökumenischer Winter" bezeichnet werde, zu beenden.
"Viele Menschen der Church of England sehen den Papst zwar nicht als jemanden, der hier rechtliche Autorität hat, aber doch als Vater der westlichen Kirche", so Welby weiter. Eine ursprünglich für Juli geplante gemeinsame Südsudan-Reise mit Franziskus werde nachgeholt, sobald der Gesundheitszustand des katholischen Kirchenoberhaupts es zulasse. Der Besuch war wegen akuter Knieprobleme das Papstes abgesagt worden.
Wichtig sei auch, Fortschritte mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu erzielen, betonte Welby. "Ich hoffe, dass wir das Treffen des Ökumenischen Rats der Kirchen in Karlsruhe im September nutzen können, um näherzurücken und die Dinge zu ändern", so der anglikanische Erzbischof, der wie Franziskus seit 2013 im Amt ist. "Aber ich muss bekennen, dass ich überhaupt nicht stolz darauf bin, was von mir in diesem Punkt erreicht worden ist."
Queen unterstützt Aktionstag der Anglikaner für Klimaschutz
Königin Elisabeth II. hat den rund 1.100 Teilnehmern der anglikanischen Weltbischofsversammlung "Lambeth-Konferenz" ihre "wärmsten guten Wünsche" gesandt. "Mein ganzes Leben lang haben mich die Botschaft und die Lehren Christi geleitet, und in ihnen finde ich Hoffnung", heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Botschaft der Monarchin an die rund 650 Bischöfe und Bischöfinnen aus 165 Ländern. Sie wünschte den in Canterbury versammelten Delegierten eine erfolgreiche Tagung. "Möge Gott Sie in Ihrem Dienst in seiner Welt segnen", griff sie das Motto der bis Sonntag dauernden Konferenz "Gottes Kirche für Gottes Welt" auf.
Die Königin äußerte sich anlässlich des Aktionstags der Konferenz zum Thema Klimaschutz im Lambeth Palace in London, dem Dienstsitz des Erzbischofs von Canterbury Justin Welby, Ehrenprimas der Anglikanischen Gemeinschaft. Dabei soll das globale Umweltprogramm "The Communion Forest" gestartet werden, eine Aktion zur Pflanzung von Bäumen, Schaffung von Feuchtgebieten und Küstensanierungsprojekten durch anglikanische Provinzen, Diözesen und Kirchen auf der ganzen Welt. "Wir leben auch in einer Zeit, in der die Auswirkungen des Klimawandels das Leben und die Lebensgrundlage vieler Menschen und Gemeinschaften bedrohen, nicht zuletzt der Ärmsten und derjenigen, die sich weniger anpassen können", schreibt die Queen. Das Anliegen des heutigen Programms im Lambeth Palace, Umweltschutz, habe auch ihrem verstorbenen Ehemann Prinz Philip "am Herzen gelegen" und werde vom Prinzen von Wales, Thronfolger Prinz Charles, und ihrem ältesten Enkel Prinz William, dem Herzog von Cambridge, weitergeführt.
Die Lambeth-Konferenz, die normalerweise alle zehn Jahre tagt, sei wie so oft in der Vergangenheit "in einer Zeit zusammengekommen, die Bischöfe, Geistliche und Laien auf der ganzen Welt vor immense Herausforderungen gestellt hat, und viele von Ihnen wirken an Orten des Leidens, des Konflikts und des Traumas", betonte Elisabeth II. auch mit Blick auf die Pandemie. "Es tröstet mich, dass Sie dies in der Kraft Gottes tun", so die Monarchin, die zugleich Oberhaupt der Kirche von England ist. "Ich bete von Herzen, dass Sie in Zeiten der Prüfung weiterhin von Ihrem Glauben getragen und in Zeiten der Verzweiflung von Hoffnung ermutigt werden."