DOMRADIO.DE: "Frühstück für Pänz", also ins Hochdeutsche übersetzt "Frühstück für Kinder", haben Sie von der Katholischen Jugend Agentur Köln (KJA) zusammen mit dem Verein Goldene Jungs entwickelt. Offensichtlich gibt es einen Bedarf, Kinder mit Frühstück zu versorgen.
Daniel Könen (Pressesprecher der Katholischen Jugendagentur Köln): Das ist richtig. Viele Studien haben schon seit Langem bewiesen, dass mindestens jedes vierte Kind ohne Frühstück in die Schule kommt.
Das ist ein unhaltbarer Zustand, der auch vor der Pandemie schon zu sehen war und den wir auch mitkriegen, weil wir an sehr, sehr vielen Schulen im Ganztag aktiv sind. Da wollen wir einfach helfen. Diese Not können wir nicht einfach so hinnehmen.
DOMRADIO.DE: Der Ganztag ist die Nachmittagsbetreuung in der Schule. Alle Schulkinder sollen dann also ein Frühstück von ihnen bekommen, wenn sie keins haben. Wie läuft dann die Essensausgabe ab?
Könen: Da haben wir uns sehr, sehr viele Gedanken darüber gemacht. Kriegt jetzt nur jedes Kind, was wirklich arm ist oder nichts mit hat, einen gesunden Frühstücks-Snack? Wir haben gesagt: Nein.
Stigmatisierung steht auch niemandem gut, sodass wir gesagt haben, wir wollen gerne allen Schulkindern, die kommen, ein Frühstück-Snack Angebot machen. Sie können es wahrnehmen, müssen es aber nicht. Die meisten machen es aber.
DOMRADIO.DE: Die Schlangen könnten lang werden vor der Essensausgabe. Was gibt es denn eigentlich?
Könen: Das ist ganz unterschiedlich. Wir müssen uns auch erst mal einüben in das, was wir tun. Wir haben im Februar ein Pilotprojekt an einer Schule in Köln gestartet und dadurch gelernt, wie das eigentlich funktioniert und wie lang die Schlangen sind.
Und die Schlangen sind sehr lang. Aber unsere pädagogischen Mitarbeitenden, die bei dem Frühstücksmobil mitfahren und die extra dafür ausgebildet wurden, haben das sehr gut im Griff.
Manchmal ist sogar ein Lächeln eines Mitarbeiters das erste Lächeln, was das Kind am Tag geschenkt bekommt. Da muss ich ganz ehrlich sagen: Da müssen wir ran.
Wir haben tolle Unternehmen dabei, die uns Lebensmittel stiften wie Kamps oder Rewe Rahmati, die gesagt haben, da wollen wir mithelfen, da müssen wir mehr tun, da können wir nicht einfach wegschauen.
Zu Essen gibt es von Laugengebäck über selbstgemachte und frische Smoothies natürlich auch Mineralwasser. Es gibt auch "Power-Balls". Die habe ich am ersten Tag mal probiert. Mir persönlich haben sie nicht geschmeckt, aber sie sollen unheimlich viel Kraft und Energie freisetzen.
DOMRADIO.DE: Wie sehr beeinträchtigt ein leerer Magen die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler? Sie haben gesagt, das sei ein unhaltbarer Zustand.
Könen: Das ist richtig. Ich gehe davon aus, dass Sie heute Morgen gefrühstückt haben. Hätten Sie das nicht getan, können wir uns wahrscheinlich nicht so ruhig unterhalten. Wenn Kinder und Jugendliche ohne gefrühstückt zu haben in die Schule kommen, schwächt das die Konzentrationsfähigkeit.
Über langfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen brauchen wir gar nicht sprechen. Es beeinträchtigt die jungen Menschen sehr stark.
Das bestätigen uns auch die Lehrkräfte an der Schule und deswegen sind wir einfach da. Wir wollen einfach handeln.
DOMRADIO.DE: Bis zu 400 Schulkinder werden ab sofort an der Kurt-Tucholsky-Schule in Köln mit einem kleinen Frühstück versorgt. Wie realistisch ist die Ausweitung des Projekts, wenn Sie merken, es läuft gut?
Könen: Glücklicherweise ist die Ausweitung schon in Planung. Wir werden am kommenden Freitag von einer Kölner Stiftung einen Scheck überreicht bekommen, sodass wir diese Zahl von 400 Schülerinnen und Schülern auch auf eine zweite Schule in Köln ausweiten können. Da sind wir sehr froh drüber.
Scheinbar gibt es viele Menschen, die Gutes tun wollen und die sehen, dass hier nachhaltig etwas Gutes getan wird. Die Not ist da, wir müssen handeln und glücklicherweise können wir das Projekt ausweiten.
Das Interview führte Tobias Fricke.