In Somalia hat eine verheerende Dürre nach UN-Angaben mehr als eine Million Menschen zur Flucht gezwungen. Jetzt wird Kritik am Krisenmanagement der Regierung in Mogadischu laut. "Das gegenwärtige Modell von Entwicklungshilfe für Somalia hat die Menschen keineswegs gestärkt", schreibt der somalische Journalist Liban Mahamed in der Zeitschrift "The Continent" (Samstag). Stattdessen hätten Politiker und vernetzte Einzelpersonen von der ausländischen Hilfe profitiert.
Der Reporter beruft sich auf einen UN-Bericht, wonach in der Vergangenheit rund die Hälfte der Lebensmittelhilfe für Somalia "routinemäßig zweckentfremdet wurde. Sein Heimatland brauche angesichts der angespannten Hungersituation noch mehr Unterstützung aus dem Ausland. "Aber diese Hilfe wird nur effektiv sein, wenn sie ordnungsgemäß verwaltet wird", so Mahamed.
Einige Länder am Horn von Afrika erleben derzeit die schlimmste Trockenperiode seit mehr als 40 Jahren. Diese Woche vermeldeten das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR und das Norwegian Refugee Council (NRC) erstmals mehr als eine Million Dürre-Vertriebene in Somalia. "Die Eine-Million-Marke lässt massiv die Alarmglocken läuten", so NRC-Landesdirektor Mohamed Abdi.
Nach UN-Angaben könnte die Zahl der Hungernden in Somalia in den kommenden Monaten von fünf auf sieben Million steigen. Die Auswirkungen von Klimawandel und Ukraine-Konflikt hätten die Situation weiter verschärft. So stieg Berichten zufolge der Preis von Reis und Speiseöl zuletzt auf das Doppelte. Hinzu kommt in dem ehemaligen Bürgerkriegsland die Unsicherheit durch islamistische Rebellen: Wie die somalische Nachrichtenagentur SONNA diese Woche berichtete, haben Extremisten der Al-Shabaab-Miliz in Südsomalia zuletzt etliche Brunnen zerstört. (KNA, 13.8.22)