Abgeschirmt von der Öffentlichkeit hat der montenegrinische Ministerpräsident Dritan Abazovic einen umstrittenen Kirchenvertrag mit der serbisch-orthodoxen Kirche unterzeichnet. "Eine wichtige Frage wurde ad acta gelegt", schrieb er am Mittwoch auf Facebook.
Der Vertrag gilt als umstritten, weil er der von Serbien aus gelenkten Kirche Sonderrechte einräumt. Deren Führung hat sich mit der staatlichen Unabhängigkeit Montenegros nie wirklich abgefunden. Die ehemalige jugoslawische Teilrepublik war 2006 - damals im Einvernehmen mit dem serbischen Staat - unabhängig geworden. Heute versucht die Regierung in Belgrad über die Kirche und lokale pro-serbische Parteien und Organisationen wieder mehr Einfluss im Nato-Land Montenegro zu erlangen.
Die Vertragsunterzeichnung könnte aber zum Sturz der Regierung von Abazovic führen. Der zunehmend für Belgrader Interessen eintretende Regierungschef steht der öko-liberalen Kleinpartei URA vor, die im Parlament auf die pro-montenegrinische Präsidentenpartei DPS angewiesen ist. Beteiligt an dem Bündnis ist auch eine größere pro-serbische Partei.
Staatspräsident Milo Djukanovic hatte bereits vor Tagen angekündigt, dass die DPS im Falle der Unterzeichnung des Kirchenvertrages im Parlament einen Misstrauensantrag gegen Abazovic stellen wird. (dpa, 3.8.22)