Bischof von Dschibuti hofft auf neue Regierung

Könnte Christen zugutekommen

Nach Ansicht des Apostolischen Administrators von Mogadischu, Giorgio Bertin, könnten Somalias verfolgte Christen vom jüngsten Regierungswechsel profitieren. "Es herrscht eine gewisse Offenheit seitens der neuen Behörden".

Alltag in Somalias Hauptstadt Dschubuti / © Truba7113 (shutterstock)
Alltag in Somalias Hauptstadt Dschubuti / © Truba7113 ( shutterstock )

Das sagte der Bischof von Dschibuti der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er äußerte sich nach einem Treffen zwischen Kirchenvertretern und Regierungspolitikern, das kürzlich zustande gekommen war. Gegenwärtig haben die letzten verbliebenen Christen des Landes keinen Ort zur freien Ausübung ihrer Religion.

Kathedrale in Dschibuti, Somalia / © Matyas Rehak (shutterstock)
Kathedrale in Dschibuti, Somalia / © Matyas Rehak ( shutterstock )

Die neue Regierung des seit Juni amtierenden Präsidenten Hassan Sheikh Mohamud müsse das "Risiko" abwägen, das durch eine Annäherung gegenüber den Christen entstehe, mahnte Bertin. Es gelte, in Sachen Religion "große Vorsicht" walten zu lassen, um den Islamisten im Land keinen Vorwand für erneute Anschläge zu liefern. Im Falle überstürzter Zugeständnisse sei mit einer "brutalen Antwort" der Extremisten zu rechnen.

Kathedrale in Mogadischu zerstört

2008 hatten Mitglieder der islamistischen Al-Shabaab-Miliz während ihrer Besetzung der Hauptstadt die Kathedrale von Mogadischu zerstört. Statt das Gotteshaus wiederaufzubauen, schlägt Bertin "zumindest für ein paar Jahre" eine andere Lösung vor: Gläubige sollten die Chance erhalten, in einem geschützten Bereich am Flughafen von Mogadischu zu beten. Der Komplex gilt als Hochsicherheitszone und ist Sitz zahlreicher diplomatischer Vertretungen und UN-Organisationen.

Anstehen für die wenigen Lebensmittelrationen in einer Siedlung in Somalia / © Ismail Taxta (Diakonie Katastrophenhilfe)

"Unklar" bleibt nach Ansicht des italienischen Geistlichen die Rolle des Ministers für religiöse Angelegenheiten in Somalias kürzlich gegründetem Regierungskabinett: Mukhtar Robow diente der Al-Shabaab einst als Sprecher und stellvertretender Anführer. 2015 sagte er sich von der Gruppe los. "Es mag sein, dass er die Beweggründe der Al-Shabaab als Insider kennt", so Bertin. "Doch andererseits könnte die Miliz einen Dialog mit der Regierung ablehnen, weil diese von einem augenscheinlichen Verräter und Glaubensabtrünnigen repräsentiert wird."

Hotspot der Christenverfolgung

Somalia gilt als ein Hotspot der Christenverfolgung. Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 des Hilfswerks Open Doors landete das Land am Horn von Afrika auf Platz 3, hinter Afghanistan und Nordkorea. Weniger als 1.000 Christen leben heute laut Schätzungen in Somalia, die meisten in Mogadischu.

Kritik an Dürrehilfe in Somalia

In Somalia hat eine verheerende Dürre nach UN-Angaben mehr als eine Million Menschen zur Flucht gezwungen. Jetzt wird Kritik am Krisenmanagement der Regierung in Mogadischu laut. "Das gegenwärtige Modell von Entwicklungshilfe für Somalia hat die Menschen keineswegs gestärkt", schreibt der somalische Journalist Liban Mahamed in der Zeitschrift "The Continent" (Samstag). Stattdessen hätten Politiker und vernetzte Einzelpersonen von der ausländischen Hilfe profitiert.

Schlimmste Dürre seit Jahrzehnten in Somalia / © sntes (shutterstock)
Schlimmste Dürre seit Jahrzehnten in Somalia / © sntes ( shutterstock )
Quelle:
KNA