Er äußert sich in seiner Wochenkolumne in der Zeitung "Heute" (Freitag) mit Blick auf das immer internationaler werdende Kardinalskollegium.
Papst Franziskus macht am Samstag im Petersdom insgesamt 20 Kirchenmänner aus aller Welt zu Kardinälen. Darunter sind etwa zwei Brasilianer, zwei Inder, je einer aus Singapur, Nigeria, Ghana, Paraguay, Osttimor, Korea und einer für die Mongolei.
"Welt und Kirche stark verändert"
Seit seiner eigenen Kardinalsernennung 1998 hätten sich Welt und Kirche stark verändert, schreibt Schönborn. Damals seien die Europäer unter den Kardinälen noch klar in der Mehrheit gewesen; "heute sind sie unter den Neuernannten eine Minderheit".
Papst Franziskus habe in seiner Amtszeit von Anfang an stark auf die wachsende Kirche in Asien, Afrika und Lateinamerika gesetzt, so der Wiener Erzbischof. Die Kardinäle wählten als nächsten Papst "wahrscheinlich keinen Europäer". Seine Aufgabe werde es freilich sein, "in dieser zerrissenen Welt ein Zeichen der Einheit zu sein".
Stimmrecht nur bis zum 80. Lebensjahr
Schönborn nimmt von Samstagnachmittag bis Dienstagabend im Vatikan an der von Papst Franziskus einberufenen Kardinalsversammlung (Konsistorium) teil. Nach den Kardinalserhebungen am Samstag steigt die Zahl der Kardinäle von 207 auf 227; 132 von ihnen haben das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet und wären damit bei einem künftigen Konklave wahlberechtigt.
Schon am 3. September erreicht aber Kardinal Gregorio Rosa Chavez aus El Salvador die Altersgrenze von 80 Jahren und verliert damit sein Stimmrecht.