Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Kardinalstugend - verzweifelt gesucht

An diesem Wochenende beginnt in Rom ein außerordentliches Konsistorium. Alle Kardinäle der Weltkirche hat Papst Franziskus zu dieser Vollversammlung der höchsten Kirchenvertreter in den Vatikan eingeladen. 21 neue Kardinäle werden vom Papst dann kreiert - also feierlich in ihr Amt eingeführt. Dabei bleibt Franziskus seiner Marschroute treu: Angestammte, traditionelle Kardinalssitze stehen nicht im Mittelpunkt. Franziskus schaut an die Ränder und holt die künftigen Papstwähler aus aller Herren Länder. Die Deutschen gehen auch diesmal leer aus. Gibt es unter den derzeit 206 Kardinälen doch bereits acht Deutsche im Kardinalskollegium. 

Franziskus behält den gut katholischen Kompass im Auge - gerade die sieben Kardinalstugenden hat er offenbar besonders im Blick: Glaube, Liebe und Hoffnung sind als göttliche Tugenden quasi die Grundvoraussetzung für Kardinäle. Dazu kommen dann noch die christlichen Tugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und die notwendige Mäßigung. Ich gebe gerne zu, dass auch ich in den letzten Monaten immer mal wieder den Wunsch in mir hatte, der ein oder andere deutsche Kardinal könne jetzt doch z.B. mal von seiner Kardinalstugend der Klugheit mehr Gebrauch machen. Zumal gerade doch die Weisheit die Tugend ist, aus der laut Thomas von Aquin alle christlichen Tugenden hervorgehen.

Doch hier gilt für mich wie für jeden Christen: Bevor man die fehlenden Tugenden bei Kardinälen beklagt, sollte man beherzigen, dass alle Kardinalstugenden nicht nur für den Papst und die Kardinäle die allerbesten Wegweiser sind.

Ingo Brüggenjürgen für DOMRADIO.DE

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