Nach einer Verhaftung im Mai sollen seine Dokumente eingezogen worden sein. Nun wartet er auf seinen Prozess Mitte September.
Niemand habe "das sehr ernste Problem unseres Bruders Zen" beim Treffen der Kardinäle angesprochen, weder der Dekan des Kardinalskollegiums noch Staatssekretär Parolin noch der Papst, sagte der deutsche Kardinal Müller der Zeitung "Il Messaggero" (Donnerstag). Es habe kein Dokument der Solidarität, keine Gebetsinitiative für ihn gegeben. kritisierte er.
Sind politische Gründe im Spiel?
Müller äußerte die Vermutung, es gebe auf Seiten des Heiligen Stuhls politische Gründe, die solche Initiativen verhindern. Zudem sei "die Angst, sich bei einem solchen Thema, das mit den Beziehungen zu China zu tun hat, einzumischen, offensichtlich". Zen dürfe nicht "im Stich gelassen" werden.
Er selbst habe aus Mangel an Gelegenheit bei der Versammlung nicht die Initiative ergreifen können, erklärte der Kardinal. Es habe zwar einen Austausch zwischen einigen gegeben, die verfügbare Zeit sei aber nicht groß gewesen.
Festgenommen und angeklagt worden
Der 90-jährige Zen zählt zu den kirchenpolitisch prägenden katholischen Kirchenvertretern Asiens. Über seine Amtszeit hinaus gehört der Ordensmann der Salesianer Don Boscos zu den prominenten Kritikern der Regierung in Peking und ihrer Religionspolitik, zuletzt zunehmend auch des Vatikan und seiner China-Politik.
Im Mai war er mit anderen Demokratieaktivisten festgenommen und angeklagt worden. Die ursprüngliche Anklage von "Zusammenarbeit mit ausländischen Mächten", die laut Sicherheitsgesetz ein Straftatbestand ist, wurde inzwischen reduziert auf den Vorwurf, eine Stiftung zur juristischen Hilfe für verhaftete Demokratieaktivisten nicht ordnungsgemäß registriert zu haben. Der Vatikan hatte sich über die Festnahme "sehr überrascht und besorgt" gezeigt. Der Prozess soll am 19. September beginnen.