Kardinal Müller kritisiert Vatikan für Schweigen zu Zen

Kein Zeichen der Solidarität

Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat den Vatikan für sein Schweigen zur Causa Zen kritisiert. Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, früherer Bischof von Hongkong, nahm an der vergangenen Kardinalsversammlung nicht teil. Das hatte einen Grund.

Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (l.) und Papst Franziskus (Archiv) / © Paul Haring (KNA)
Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (l.) und Papst Franziskus (Archiv) / © Paul Haring ( KNA )

Nach einer Verhaftung im Mai sollen seine Dokumente eingezogen worden sein. Nun wartet er auf seinen Prozess Mitte September.

Gerhard Ludwig Kardinal Müller / © Cristian Gennari (KNA)
Gerhard Ludwig Kardinal Müller / © Cristian Gennari ( KNA )

Niemand habe "das sehr ernste Problem unseres Bruders Zen" beim Treffen der Kardinäle angesprochen, weder der Dekan des Kardinalskollegiums noch Staatssekretär Parolin noch der Papst, sagte der deutsche Kardinal Müller der Zeitung "Il Messaggero" (Donnerstag). Es habe kein Dokument der Solidarität, keine Gebetsinitiative für ihn gegeben. kritisierte er.

Sind politische Gründe im Spiel?

Müller äußerte die Vermutung, es gebe auf Seiten des Heiligen Stuhls politische Gründe, die solche Initiativen verhindern. Zudem sei "die Angst, sich bei einem solchen Thema, das mit den Beziehungen zu China zu tun hat, einzumischen, offensichtlich". Zen dürfe nicht "im Stich gelassen" werden.

Er selbst habe aus Mangel an Gelegenheit bei der Versammlung nicht die Initiative ergreifen können, erklärte der Kardinal. Es habe zwar einen Austausch zwischen einigen gegeben, die verfügbare Zeit sei aber nicht groß gewesen.

Festgenommen und angeklagt worden

Der 90-jährige Zen zählt zu den kirchenpolitisch prägenden katholischen Kirchenvertretern Asiens. Über seine Amtszeit hinaus gehört der Ordensmann der Salesianer Don Boscos zu den prominenten Kritikern der Regierung in Peking und ihrer Religionspolitik, zuletzt zunehmend auch des Vatikan und seiner China-Politik.

Joseph Kardinal Zen Ze-kiun (Archiv) (KNA)
Joseph Kardinal Zen Ze-kiun (Archiv) / ( KNA )

Im Mai war er mit anderen Demokratieaktivisten festgenommen und angeklagt worden. Die ursprüngliche Anklage von "Zusammenarbeit mit ausländischen Mächten", die laut Sicherheitsgesetz ein Straftatbestand ist, wurde inzwischen reduziert auf den Vorwurf, eine Stiftung zur juristischen Hilfe für verhaftete Demokratieaktivisten nicht ordnungsgemäß registriert zu haben. Der Vatikan hatte sich über die Festnahme "sehr überrascht und besorgt" gezeigt. Der Prozess soll am 19. September beginnen.

Zahlen zur katholischen Kirche in China

Das kommunistisch regierte Riesenland China ist multireligiös. Laut dem China-Zentrum in Sankt Augustin bei Bonn sind seine fünf offiziell anerkannten Religionsgemeinschaften der Buddhismus, Daoismus, Islam, Protestantismus und Katholizismus. Von den 1,4 Milliarden Chinesen sind rund 185 Millionen Buddhisten, etwa 23 Millionen zählen sich zum Islam, zum Protestantismus ca. 38 bis 60 Millionen; ca. 10 Millionen sind Katholiken. Die Zahl der Anhänger des Daoismus ist nicht feststellbar.

Zwei junge Männer, ein Seminarist und ein Sängerknabe, sitzen auf Stühlen während einer Messe am 13. Januar 2019 in der Kirche Xishiku in Peking. / © Gilles Sabrie (KNA)
Zwei junge Männer, ein Seminarist und ein Sängerknabe, sitzen auf Stühlen während einer Messe am 13. Januar 2019 in der Kirche Xishiku in Peking. / © Gilles Sabrie ( KNA )
Quelle:
KNA