Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Wer zu spät kommt...

In der nächsten Woche ist es wieder so weit: Gut 230 Delegierte machen sich auf den Weg nach Frankfurt. Die vierte Versammlung des Synodalen Weges steht auf dem Programm. Einfach wird es nicht – aber einfach war der Weg von Anfang an nicht. Ja, es gab eine Art Aufbruchstimmung, damals beim ersten Treffen noch in den Gemäuern des Dominikanerklosters. Inzwischen musste man coronabedingt in die Messehalle umziehen – Charme und Zauber des Anfangs sind längst einem professionellen Tagungsmanagement gewichen. Geblieben sind all die Problemfelder, die beackert werden: Macht, Missbrauch, Sexualität, Zölibat, die Frauenfrage...

Bischöfe und Laien bewegen sich – wissen, dass dieser Weg schwer, unendlich schwer ist, aber vielleicht auch eine gute Chance ist für eine Kirche, die sich als eine Ecclesia semper reformanda, als eine sich immer wieder verändernde Kirche versteht. Eine deutsche Kirche, die die Weltkirche im Blick hat. Eine Kirche, die das Evangelium, die Frohe Botschaft ganz aktuell im Hier und Jetzt lebt und verkündet. Natürlich ist es gut und richtig, dass es auch kritische Stimmen gibt. Bedauerlich ist und bleibt aber, dass einige wenige mit zunehmender Härte dem Synodalen Weg überhaupt keine Chance geben – ihn ignorieren oder gar torpedieren. Für eine Kirche, die den Exodus, den Aufbruch in der DNA hat, ist das aber alles wenig hilfreich. Dass das Präsidium bis heute in Rom keine Audienz bekommen hat und dass der deutsche Nuntius sich dieses Mal in Frankfurt nur vertreten lässt, passt da leider ins Bild.

Die engagierten Delegierten aber, die in Frankfurt den Weg als Ziel ausgegeben haben, werden sich davon nicht entmutigen lassen. Sie mögen sich am Leitmotiv Michael Gorbatschows orientieren: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Also: Auf nach Frankfurt und einen mutigen Aufbruch in Frankfurt!