Steinmeier übte im Vorfeld ebenfalls Kritik am deutschen Umgang mit der Bluttat: "Viel zu lange haben wir nicht wahrhaben wollen, dass auch wir unseren Teil an Verantwortung tragen: Es war an uns, für die Sicherheit der israelischen Sportler zu sorgen." Nun gehöre es "zu unserer Verantwortung als Deutsche", die "blinden Flecken des Anschlags in München auszuleuchten", mahnte der Bundespräsident.
"Blinden Fleck ausleuchten"
Am frühen Morgen des 5. September 1972 drangen palästinensische Terroristen ins Quartier der israelischen Olympia-Mannschaft ein. Sie töteten zwei Israelis und nahmen neun weitere als Geiseln. Mit der blutigen Aktion wollte die Gruppe "Schwarzer September" Gesinnungsgenossen aus der Haft freipressen. Begleitet von Fehleinschätzungen und Pannen missglückte ein Befreiungsversuch auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck. Dabei wurden alle Geiseln, ein Polizist und fünf der acht Terroristen getötet.
Nun gehöre es "zu unserer Verantwortung als Deutsche", die "blinden Flecken des Anschlags in München auszuleuchten", mahnte der Bundespräsident. "Viel zu lange haben wir den Schmerz der Hinterbliebenen nicht wahrhaben wollen", kritisierte er. Gemeinsam mit Herzog wird Steinmeier am Montag zu den Gedenkfeierlichkeiten nach Fürstenfeldbruck reisen.
Die Hinterbliebenen warfen den deutschen Behörden lange Zeit Vertuschen und Versagen vor und verlangten eine angemessene Entschädigung. Zu der nun erzielten Einigung gehören laut Bundesregierung die Aufarbeitung der Geschehnisse durch eine Kommission deutscher und israelischer Historiker, die rechtskonforme Freigabe von Akten, die Einordnung und Übernahme von politischer Verantwortung im Rahmen der Gedenkveranstaltung sowie die Bereitstellung weiterer Anerkennungsleistungen durch den Bund, das Land Bayern und die Stadt München. Deren Gesamthöhe soll laut Medienberichten 28 Millionen Euro für die Familien der Opfer betragen.
Antisemitismus nicht gleichgültig begegnen
Er hätte vor einer Woche nicht zu hoffen gewagt, dass die Gedenkfeierlichkeiten in dieser Form stattfinden könnten, räumte Steinmeier ein. Er sei "froh und erleichtert", dass die "wichtigsten Gäste", die Angehörigen der Opfer des Attentats, nun doch dabei sein würden.
Darüber hinaus rief der Bundespräsident zur Erinnerung an das Menschheitsverbrechen der Schoah auf: "Die Erinnerung an das, was geschehen ist und geschehen kann, muss uns eine Mahnung sein, für die Gegenwart und für die Zukunft: damit es nicht wieder geschieht." Die demokratische Bundesrepublik Deutschland gründe auf der Verpflichtung "nie wieder!".
Teil dieser historischen Verantwortung sei auch, einem wieder erstarkenden Antisemitismus nicht gleichgültig zu begegnen, betonte Steinmeier. "Es erfüllt mich mit Zorn und es beschämt mich, dass Jüdinnen und Juden sich nach wie vor nicht sicher fühlen können - ausgerechnet in unserem Land." Deutsche dürften "keinerlei Antisemitismus dulden", sagte er: "Das ist die Verantwortung gegenüber den hier lebenden Jüdinnen und Juden, aber das sind wir uns auch selbst und unserer Demokratie schuldig: Denn nur, wenn Jüdinnen und Juden sich hier vollkommen sicher und zu Hause fühlen, ist dieses Deutschland ganz bei sich."
"Aus Schuld folgt bleibende Verpflichtung"
Sie sei "jahrzehntelang in beschämender Weise ausgeblieben", sagte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) am Sonntag in Berlin. "Wir tragen in Deutschland für damalige Versäumnisse eine politische Verantwortung, der wir uns stellen müssen." Der Anschlag sei unvergessen, so der Minister weiter, und auch die Verantwortung ende nicht: "Aus Schuld folgt bleibende Verpflichtung".
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, quälende Fragen seien zu lange offengeblieben. "Aufklärung, Aufarbeitung, Transparenz, Übernahme von Verantwortung - an all dem fehlte es viel zu lange." Die Verständigung mit den Familien der Opfer sowie die geplante umfassende Aufarbeitung durch eine deutsch-israelische Historikerkommission seien "die Grundlage für eine neue und lebendige Erinnerungskultur in Zukunft", sagte Faeser. Für dieses wie auch für andere Attentate gelte: "Wir müssen uns Menschen, deren Leben durch Anschläge dramatisch verändert wurde, mit mehr Empathie und mehr Unterstützung zuwenden."
Vor 50 Jahren, am frühen Morgen des 5. September 1972, hatten sich palästinensische Terroristen Zutritt zum Olympiadorf in München verschafft und waren in das Quartier der israelischen Mannschaft eingedrungen. Sie töteten zwei Israelis, nahmen neun weitere als Geiseln. Mit der blutigen Aktion wollte die Gruppe "Schwarzer September" Gesinnungsgenossen aus der Haft freipressen. Begleitet von Fehleinschätzungen und Pannen, missglückte ein Befreiungsversuch auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck, bei dem alle Geiseln, ein Polizist und fünf der acht Terroristen getötet wurden.
Lange fanden die Hinterbliebenen kaum Gehör. Sie warfen den deutschen Behörden Vertuschen und Versagen vor und verlangten eine angemessene Entschädigung. Zu der nun erzielten Einigung gehören laut Bundesregierung die Aufarbeitung der Geschehnisse durch eine Kommission deutscher und israelischer Historiker, die rechtskonforme Freigabe von Akten, die Einordnung und Übernahme von politischer Verantwortung im Rahmen der Gedenkveranstaltung sowie die Bereitstellung weiterer Anerkennungsleistungen durch den Bund, das Land Bayern und die Stadt München.
Die Gesamthöhe dieser Anerkennungsleistungen soll 28 Millionen Euro für die Familien der Opfer betragen. Am Montag findet auf dem einstigen Fliegerhorst Fürstenfeldbruck eine Gedenkveranstaltung statt, an der auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Israels Staatspräsident Isaac Herzog teilnehmen werden. Dabei wollen sie auch nicht öffentliche Gespräche mit Hinterbliebenen der Opfer des Attentats führen.