"Die Zeit des ökumenischen Winters ist vorbei", fügte er hinzu. Es gebe eine "Ökumene des Leidens", denn vielerorts würden Menschen getötet, "weil sie Christen sind", nicht weil sie einer bestimmten Konfession angehörten. Welby sagte, ökumenische Einheit bedeute nicht Uniformität, sondern Einheit in Vielfalt. Vor Journalisten erläuterte der Erzbischof: "Wir müssen lernen, einander die Füße zu waschen, und nicht, Anweisungen zu erteilen."
Der Sekretär des Vatikanischen Einheits-Dikasteriums, Bischof Brian Farrell, sagte, die jahrzehntelange Zusammenarbeit der katholischen Kirche mit dem ÖRK sei inzwischen zu einer Partnerschaft geworden. Die nächste große Herausforderung werde darin bestehen, nicht nur nach Gemeinsamkeiten der verschiedenen Konfessionen zu suchen, sondern die Unterschiede näher zu betrachten und zu erkennen, ob sie kirchentrennend seien oder nicht. Dies könne die ökumenischen Beziehungen vertiefen.
"Wenn wir Dialog wollen, dann brauchen wir alle am Tisch"
Der Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel beim ÖRK, Metropolit Job von Pisidien, sagte mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, hier greife ein christliches Land ein anderes christliches Land an, und Christen töteten andere Christen. "Ist das wirklich das christliche Zeugnis, das wir der säkularen Welt geben wollen?", fragte er.
Er betonte, ein Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) schade der christlichen Einheit. Kirchen müssten zusammenstehen und einen Dialog führen. "Es ist sehr wichtig, das gemeinsame Ziel der Einheit der Kirchen nicht aus dem Blick zu verlieren", betonte der orthodoxe Geistliche. Das Hauptziel des Ökumenischen Rates mit seinen 352 Mitgliedskirchen sei es, auf die Einheit der Christen hinzuarbeiten: «Das vergessen wir manchmal.»
Die Leitung der russisch-orthodoxe Kirche unter Patriarch Kyrill unterstützt den Krieg des Präsidenten Wladimir Putin gegen die Ukraine. Der neuntägige Ökumenegipfel mit rund 3.000 Teilnehmern aus aller Welt geht am Donnerstag zu Ende. Vereinzelt gab es Forderungen nach dem Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche aus dem ÖRK.