Mitten in einer der schwersten Krisen geht das Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland in eine vorentscheidende Runde. Von Donnerstag bis Samstag treffen sich 230 Bischöfe und Laien zur vierten Vollversammlung des sogenannten Synodalen Wegs in Frankfurt. Dabei geht es vor allem um den Umgang mit Macht, die Rolle von Frauen, das Leben der Priester und um eine mögliche Neuausrichtung der katholischen Sexualmoral.
Konkret soll über 14 Papiere abgestimmt werden. Im Mittelpunkt stehen eine Liberalisierung der katholischen Sexualethik und des kirchlichen Arbeitsrechts, eine stärkere Frauenförderung und mehr Mitbestimmungsrechte.
Das Reformprojekt wurde 2019 gestartet als Reaktion auf den Missbrauchsskandal und die enorme Vertrauenskrise. Die Debatten um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und neue Enthüllungen über den Umgang mit Missbrauch haben die Krise eher noch verschärft. Zugleich kommt aus dem Vatikan immer wieder die Warnung, die Kirche in Deutschland dürfe keine Sonderwege gehen. Viele der angepeilten Reformen sind auch nur in Abstimmung mit der gesamten Weltkirche umsetzbar.
Im Vorfeld hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, das Projekt gegen konservative Kritik verteidigt. Reformen seien "keine billige Zeitgeistigkeit". Es gelte, "dem eklatanten Gesichtsverlust" der Kirche etwas Positives entgegenzusetzen. (kna)