Museum Kolumba feiert 15. Geburtstag mit Jahresausstellung

Sehnsuchtsorte nicht nur in der Domstadt

Das Kolumba wirft große Fragen nach Orten und ihrer Bedeutung, nach Geschichte und Verwurzelung auf. Ein Ausflug nicht nur durch die Jahrhunderte, sondern auch von der Antarktis über Island bis nach Köln.

Autor/in:
Annika Schmitz
Baudelaire_Raum14 (Kolumba)

Hier zu sein soll genügen. Das ist der Anspruch, unter den das Museum Kolumba seine Jahresausstellung stellt. Am Donnerstag öffnet die Schau "making being here enough" ihre Türen. Es ist ein Titel, den sich die Einrichtung von der amerikanischen Künstlerin Roni Horn geliehen hat.

Die Schau, die nach dem Verhältnis von Ort und Subjekt fragt und bis 14. August 2023 zu sehen ist, läutet zugleich einen halbrunden Geburtstag ein: Das Kunstmuseum des Erzbistums Köln begeht in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen.

Neubau vor 15 Jahren eröffnet

Das 2007 eröffnete Museum war auf dem Grundriss der kriegszerstörten gotischen Kirche Sankt Kolumba erbaut worden. Der Schweizer Stararchitekt Peter Zumthor hatte für den Neubau unter Beteiligung von Fachingenieuren und den Hochschulen in Aachen und Köln einen Mauerwerksprototypen entwickelt. Mit flachen Ziegeln aus Dänemark überspannt dieser fugenlos das historische Ruinenmauerwerk der früheren Kolumba-Kirche im Inneren des Museums; die Fassade in grauem Backstein lässt die Ruinenreste erkennen.

Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Museum ist somit selbst ein Platz, an dem Geschichte überschrieben wurde und der eine neue Bestimmung bekommen hat - vom römischen Stadtviertel über einen Kirchenbau und Ruinen mit einer modernen Kapelle bis hin zum Museum. Und so ist denn auch das Kolumba Teil der Ausstellung, die danach fragt, was Orte ausmacht, wie Menschen sie wahrnehmen und was mit ihnen geschieht, wenn sie eine neue Ausrichtung erhalten.

Installationen vom Mittelalter bis in die Gegenwart

Über zwei Ebenen zieht sich die Schau, die Kunstwerke und Installationen vom Mittelalter bis in die Gegenwart zeigt. Sie frage auf vielschichtige Weise nach der Bedeutung von Orten, sagt Museumsdirektor Stefan Kraus. Dabei spielten auch die gegenwärtigen Fluchtbewegungen eine Rolle. Viele Menschen verließen ihre Heimat nicht freiwillig. "Wie ist das mit Orten, an die man nicht mehr zurückkommt, weil sie verloren, zerstört sind?", so Kraus.

Dr. Stefan Kraus / © Tomasetti (DR)
Dr. Stefan Kraus / © Tomasetti ( DR )

Den Auftakt macht das leere Grab Christi als Ort, "der eigentlich kein Ort ist, denn es ist leer", erklärt Kuratorin Ulrike Surmann. Das Christentum, in seinen Anfängen noch eine "ortlose Religion", habe mit dem Wandel zur Staatsreligion begonnen, kollektive Orte des Gedächtnisses zu schaffen.

Wegmarken der europäischen Kulturgeschichte

So ist denn auch die Ausstellung durchzogen von christlichen Wegmarken in der europäischen Kulturgeschichte - mittelalterliche Kreuzes- und Mariendarstellungen, Heiligen- und Andachtsbilder, Messbücher. Ein Highlight ist die 1781 entstandene Bildserie zur Lauretanischen Litanei, bezeichnet nach dem Marien-Wallfahrtsort Loreto. 56 Abbildungen gemäß der 56 Anrufungen der Gottesmutter schlängeln sich über mehrere Wände.

 (Kolumba)

Neben christlichen Darstellungen präsentiert das Kolumba Werke gegenwärtiger Künstlerinnen und Künstler. Eine Installation des US-amerikanischen Performancekünstlers Terry Fox (1943-2008) soll künftig zweimal täglich angestoßen werden: Etwa eineinhalb Stunden lang kreist dann eine Bleikugel an einer zehn Meter langen Klaviersaite hängend um ein mit Wasser gefülltes Glas. "Site Pendulum" wurde erstmals 1977 in San Francisco aufgeführt.

"Liebe deine Stadt"

Zentraler Punkt der Schau sind zudem zwei Sozialplastiken, von denen eine außerhalb des Museums entsteht. Eine von Eric Baudelaire initiierte Fahne soll im Verlauf der kommenden zwölf Monate einmal um Köln herumziehen und insbesondere an den Stadträndern Jugendliche danach fragen, was "ihren Ort" für sie ausmacht.

Eine weitere Plastik ist insbesondere den Kölnerinnen und Kölnern gut bekannt. Seit 2007 prangt der rote Schriftzug "Liebe deine Stadt" des Konzeptkünstlers Merlin Bauer auf einem Gebäude über der Nord-Süd-Fahrt. Wegen Sanierungsarbeiten kann das Kolumba die Plastik nun ein Jahr lang zeigen - und diskutiert den dort enthaltenen Imperativ etwa in Verbindung mit einem Kölner Heiligenhimmel von 1635.

 (Kolumba)

Leisere Töne schlagen die Island-Impressionen von Roni Horn an. Landschaft, Kultur, Geschichte und Gegenwart hat sie in Fotografien, Zeichnungen und Texten aufgenommen. Daneben eine Frachtkiste von Lutz Fritsch. Mit seiner "Bibliothek im Eis" brachte er insgesamt 600 Bücher zu einer Forschungsstation in die Antarktis. Das "rein funktionale Umfeld" sollte damit um einen "Sehnsuchtsort" ergänzt werden.

Kunstmuseum Kolumba

Kolumba ist das Kunstmuseum des Erzbistums Köln, das 1853 als Diözesanmuseum Köln gegründet wurde. Zweitausend Jahre abendländischer Kultur sind in einem Haus zu erleben. In der Kunst mit Werken der Spätantike bis zur Gegenwart.

Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA