Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I., hob in einem persönlichen Beileidsschreiben an König Charles III. hervor, die Monarchin habe während ihrer 70-jährigen Regentschaft ihren Pflichten und der Krone mit vorbildlicher Hingabe zum Wohl des Vereinigten Königreichs gedient. Der Ökumenische Patriarch drückte zudem seinen Wunsch aus, dass der neue König mit Gottes Hilfe mit gleicher Hingabe für das Wohl seines Volkes arbeiten möge.
Bartholomaios trug sich im britischen Konsulat in Istanbul in das Kondolenzbuch ein. In ihrer "beispiellosen und historischen Regierungszeit" habe sich die Queen auch große Verdienste für den Erhalt christlicher Werte erworben, schrieb er im Namen des Ökumenischen Patriarchats und aller orthodoxen Gläubigen im Vereinigten Königreich und im Commonwealth of Nations.
Kardinal Schönborn würdigt Queen
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn würdigte die verstorbene Königin als "Garant für Stabilität". "Regierungen kamen und gingen. Sie war immer da. Ihre Aufrichtigkeit, ihre Disziplin (bis wenige Stunden vor ihrem Tod), ihr feiner Humor bleiben für uns alle ein Vorbild", schrieb der Wiener Erzbischof in seiner Freitagskolumne in der Gratiszeitung "Heute".
Der Glaube habe für das weltliche Oberhaupt der anglikanischen "Church of England" stets eine wichtige Rolle gespielt. So habe sie diesen in einer Ansprache selbst einmal als "Anker meines Lebens" bezeichnet.
Die große Anteilnahme weltweit bezeichnete Schönborn als "hoffnungsvolles Zeichen für unsere von Konflikten zerrissene Welt".
Menschen unterschiedlichster Kulturen, Sprachen, politischer Parteien seien vereint in der Trauer um eine "geliebte und geschätzte Königin", die das Verbindende stets glaubwürdig verkörpert habe. Mit der allgemeinen Faszination für das feierliche, uralte Zeremoniell des königlichen Begräbnisses sei das nicht allein zu erklären.
Vielmehr habe die Queen durch "Würde ohne Steifheit, Herzlichkeit ohne Anbiederung" die Herzen gewonnen. "Für Menschen wie sie dürfen wir dankbar sein", schrieb der Wiener Kardinal.
Bartholomaios kündigt Pastoralbesuch in London an
Unterdessen kündigte Patriarch Bartholomaios für 21. bis 25. Oktober einen Pastoralbesuch in London an. Anlass ist das 100-jährige Bestehen der "Erzdiözese von Thyateira und Großbritannien", wie der Informationsdienst Pro Oriente (Freitag) unter Verweis auf das Patriarchat von Konstantinopel mitteilte.
Die griechisch-orthodoxe Erzdiözese wurde 1922 im Zuge der Niederlage der Griechen im griechisch-türkischen Krieg gegründet. Die Stadt bzw. Region Thyateira im Gebiet der heutigen Türkei war eine bedeutende orthodoxe Diözese, die 1922 mit dem Ende des Krieges praktisch erlosch.
Die Präsenz griechisch-orthodoxer Christen auf den Britischen Inseln geht mindestens auf das 17. Jahrhundert zurück. Derzeit gibt es rund 110 Pfarreien und einige Klöster in England, Schottland, Wales, Nordirland und Irland. Erzbischof ist Nikitas Lioulias, der seinen Sitz in London hat.